Minimalismus - Capsule Wardrobe

Es ist schon irgendwie verrückt, dass gerade jemand wie ich zur Zeit so viel Interesse an diesem ganzen Minimalismus Ding hat. Aber wahrscheinlich gerade jemand wie ich.

Meine Familie war nicht unbedingt wohlhabend, deshalb hatte ich nie Markensachen oder irgendwelchen fancy Kram den die anderen Kinder so hatten. Ich bin aber auch groß geworden und hatte trotzdem eine wunderbare Kindheit aber vielleicht habe ich deshalb so arg mit dem shoppen los gelegt, als ich dann mein eigenes Geld verdient habe. Plötzlich konnte ich mir (fast) alles kaufen was ich haben wollte. Ich wollte nie teure Dinge aber ich wollte immer viel Auswahl von allem, deshalb war ich bis vor kurzem im Besitz von an die 60 Taschen, über 150 paar Schuhe oder über 300 Nagellacke. Das war bis dato völlig ok für mich aber seit ungefähr einem Jahr merke ich, dass ich meinen Stil gefunden habe und greife zumeist eh nur auf meine altbewährten Lieblingsstücke zurück und habe deshalb angefangen rigoros auszusortieren. Vieles habe ich auf dem Flohmarkt oder bei Ebay verkauft, verschenkt oder in die Altkleidersammlung gegeben. Ich habe trotzdem noch enorm viel. Habe aber gemerkt, dass es schön ist Dinge los zu werden die man nicht liebt. Und es ist auch entspannter weniger Auswahl zu haben.

Das große Luxusproblem unserer Generation. Wir haben von allem zu viel, haben zu viel Auswahl und zu viele Möglichkeiten. Der Grund für Generation Beziehungsfähig und psychische Erkrankungen. Das Leben im Überfluss macht uns krank und unglücklich. Nicht umsonst ziehen derzeit immer mehr Menschen aufs Land um wieder ganz ursprünglich und schlicht zu leben oder lassen alles hinter sich und reisen. Sie haben erkannt, dass so viele Dinge im Leben wichtiger sind und uns glücklicher machen als ein großer Besitz an Konsumgütern.



Ich will am Ende meiner Minimalismusreise nicht nichts haben und werde ich auch nicht, da ich immer noch verdammt gerne Schnäppchen jage aber ich will weniger haben , Qualitativ hochwertigere Dinge und vor allem nur noch Dinge die ich liebe und die ich ohne großes Nachdenken jeden Morgen überwerfen kann und trotzdem halbwegs brauchbar aussehe.



Deshalb kam ich bei meiner ganzen Recherche auf das Thema "Capsule Wardrobe".

Was ist das?
Kurz gesagt, es geht darum nur noch wenige Teile im Schrank zu haben die halt einfach irgendwie immer gehen und untereinander kombinierbar sind.

Die Regeln: (wobei Regeln Quatsch sind. Jeder kann und macht wie er will aber das ist so die Quintessenz die ich beim Recherchieren gefunden habe)

Man unterteilt nach Jahreszeiten. Man hat also 4 vers. Capsule Wardrobes je nach Jahreszeit.(Manche haben sogar nur 2 aber das finde ich zu hart)
Darin befinden sich 37 Teile. (warum nun ausgerechnet die Zahl 37 in den meisten Blogs und Videos auftaucht weiß ich nicht. "Klingt komisch, ist aber so")
Man hat also pro Jahreszeit 37 Teile im Schrank wobei man z.b. eine schwarze Hose in jeder Jahreszeit dabei haben kann.
Basics (unspektakuläre T-Shirts, Drunterziehshirts, einfache Leggins, Sportsachen oder Funktionsbekleidung) zählen nicht dazu, ebenso zählen keine Accessoires oder Taschen. Was zählt sind Schuhe und so "richtige" Kleidungsstücke.
Viele arbeiten nach der 3er Regel. Man hat z.B. 3 Paar Sneaker, 3 paar schicke Schuhe, 3 paar Booties, 3 lange Hosen, 3 Strickjacken usw.

Wird das nicht langweilig?
Ich denke nicht, denn man hat mit 37 Teilen, die alle irgendwie untereinander kombinierbar sind, unendliche Kombinationsmöglichkeiten, die locker über 3 Monate (eine Jahreszeit) hinweg reichen ohne das es langweilig wird.

Wozu das ganze?
Man will dieser "Fast Fashion" Sache entgegen wirken. Ein bisschen so der Vegetarismus der Fashionindustrie (Veganismus wäre dann wohl gar nichts mehr anzuziehen oder es wie Steve Jobs zu machen und jeden Tag das gleiche Outfit zu tragen). Man soll nicht mehr schnell ein Teil kaufen was dann im Kleiderschrank vergammelt weil es noch nie richtig gepasst hat oder einfach nur ein Frustkauf war. Man soll Dinge wie nach einer Art Einkaufsliste kaufen wenn man etwas kaufen. Man soll einfach bewusster und nicht so impulsiv einkaufen. Es soll dadurch auch leichter der eigene Stil gefunden werden. Was sind so die Teile die ich immer liebe, in denen ich mich immer wohl fühle. Was ist mein Stil? Was sind meine Farben?
Man kauft halt etwas was man dann sehr oft trägt, weil man es gerne trägt und so trägt man Kleidungsstücke auch mal wieder richtig ab und kann diese dann bedenkenlos weg tun und sich etwas neues kaufen. Zur Zeit kaufe ich etwas, trage es häufig, kaufe mir dann etwas neues, trage es häufig und vergesse dabei die ganzen anderen schönen Stücke in meinem Schrank und das ist doch irgendwie traurig.

Was sind das dann für Kleidungsstücke?
Am einfachsten ist es sicherlich, wenn man hauptsächlich einfarbige Teile hat die man alle miteinander kombinieren kann. Menschen die auf wilde Muster oder verrückte Farben stehen werden den Trend einer Capsule Wardrobe wohl eher nicht mit machen, es sei denn man ist ganz mutig und kombiniert Leo mit Streifen und pinken Schuhen. Für alle weniger mutigen wie mich bedeutet es, dass man viel schwarz, grau, weiß und neutrale Töne dabei hat und nur wenige Teile mit Muster oder besonderen Farben, denn man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass im Idealfall alles miteinander kombinierbar ist.

Welche Fragen sollte ich mir beim Kauf neuer Kleidungsstücke stellen?
Würde ich dieses Teil auch in 3 Jahren noch tragen wollen? Passt es zu meinem Stil oder ist es nur ein Trendpiece was mir gerade überall entgegen springt, mir selbst aber vielleicht gar nicht so steht? Aus welchem Material ist es und wie aufwändig ist der Besitz (muss ich es reinigen lassen?knittert es schnell? usw.)? Passt es mir 100% oder will ich es nur kaufen weil ich es mir in den Kopf gesetzt habe? Ist es problemlos mit den anderen Teilen meiner Capsule Wardrobe kombinierbar?

Hilfreich:
Da ich ja so ein Planungsmensch bin und immer alles irgendwie visuell brauche um es mir vorzustellen, bin ich auf die App "Polyvore" gestoßen. Eine Art virtueller Kleiderschrank. Es gibt so ziemlich alles (natürlich immer gleich mit dazugehörigem Bestelllink). Man hat z.B. Taschen. Dann gibt es tausende Taschen zur Auswahl. Da vieles Designertaschen sind, war z.B. mein Asos Rucksack nicht dabei, deshalb habe ich mir aus der Datenbank einen sehr ähnlichen Rucksack rausgesucht (der um die 1000€ gekostet hätte). Diesen packt man dann in seinen virtuellen Kleiderschrank. Und kann daraus dann Collagen erstellen mit den unters. Styles und Kombinationen. Auch ohne  Capsule Wardrobe eine spannende Sache z.B. für Reisen. Man ist z.B. 1 Woche unterwegs und kann sich so seine Outfits für die eine Woche visualisieren in den unters. Kombinationsmöglichkeiten und packt so einfach nicht so wahllos seinen Koffer sondern mit mehr System. Da ich ja der absolute Minimalismus Packer bin und immer alles versuche zu optimieren, damit man noch weniger braucht, sind solche Collagen perfekt. 

Meine Meinung:
Ich finde es ultra spannend und will mit der Wintersaison einsteigen. Als ich 37 Teile hörte empfand ich das erst als sehr wenig aber als ich so alle meine Lieblingsteile rausgepickt hatte die ich jetzt immer anziehen will, war ich gerade mal bei 25 Teilen. Aber da ja auch Weihnachten und Silvester bevorsteht, habe ich dann noch einige schicke Outfits und so peinlich niedliche Weihnachtspullover mit dazu genommen. Ich denke, dass es im Winter recht einfach ist, die Sache mit zumachen ohne das einem langweilig wird oder das man im Winter einfach auch weniger Probleme hat Teile auszuwählen. Ich denke, dass der Ottonormalmensch einfach weniger Winterbekleidung hat als Sachen für wärmere Tage. Denn als ich über eine Sommercapsule Wardrobe nachdachte, kam ich schon mehr ins straucheln, da mir da schon allein viel mehr Schuhe einfielen die ich tragen möchte.

Meine "Capsule Wardrobe":
Für was habe ich mich nun entschieden?!
Ich habe tagelang darüber nachgedacht. Teile dazu gehangen und wieder weg getan. Kombinationen anprobiert und bin jetzt bei einer für mich recht passenden Variante mit ein paar Teilen mehr. Ich bin zur Zeit eher nicht so auf dem Jeanstrip, deshalb habe ich keine blue Jeans mit rein genommen. Jeder muss halt selbst für sich entscheiden was er für ein Typ ist, wenn jemand z.B. viele Kleider trägt, dann ab mit Kleidern in die Caspsule Wardrobe.
Bei mir durfte rein:
2 Turnschuhe
1 Winterschuh
3 Boots
2 Mäntel
2 schwarze Hosen
1 schwarzer Rock
1 schwarzes Kleid
1 Body
3 Blusen
4 "besondere" T-Shirts
1 Rollkragenpullover
1 schwarzer Hoodie
3 Strickjacken
3 Longsleeves
12 Pullover - verdammt viele, ich weiß aber ich bin zur Zeit so ein Pullovermädchen. Früh den kuschligen Strickpullover übergeworfen und los..
Das macht dann 40 Teile. Ich denke, damit werde ich den ganzen Winter ohne Probleme auskommen und werde immer halbwegs gut angezogen sein.



Wieder eine neue kleine Challange auf dem Minimalismus Gebiet an mich selbst. Ich werde das jetzt bis Ende Februar ausprobieren und dann berichten wie und ob es geklappt hat.



Challange yourself!

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