Die emotionale Zusammenfassung meiner Kanada Reise vom 30.6.-29.07.17

Achtung es wird spirituell und emotional....die harten Fakten gabs im letzten Post.

Meine Uhr ist bereits auf dem Flug nach Kanada stehen geblieben. Ich glaube das war ein Zeichen, dass ich die Zeit vergessen und einfach nur Leben soll und das habe ich getan.

Ich bin Kanada unendlich dankbar, denn dieses Land war in den 4 Wochen so gut zu mir. Ich habe so viel gesehen und so viel gelernt. Kanada hat mich verändert, meine Sicht auf die Welt, meine Sicht auf mich selbst.

Mir war schon vor der Abreise klar, dass dieser Trip etwas ganz besonderes werden würde. Zum einen hatte ich noch nie so lange auf eine Reise gespart und so viel im voraus geplant und gebucht und zum anderen wollte ich noch nie so sehr ein Land sehen wie dieses. Ich hatte mir auch vorgenommen, einige wichtige Entscheidungen auf dieser Reise zu treffen. Was ich schlussendlich auch getan habe.

Was hat mich auf dieser Reise so glücklich gemacht?

Es war einfach alles nur perfekt. Es hat alles bestens geklappt. Das Wetter war großartig. Die Menschen waren alle so lieb zu mir. Ich habe alles gesehen was ich sehen wollte. Kolibri, Murmeltier, Bär, Longhorn Sheep, Weißkopfseeadler, Orcawal - ich habe alle Tiere sehen dürfen für die Kanada steht. Ich hatte in so vielen Situationen Glück und das richtige Bauchgefühl. Die Natur war in der Zeit mein zu Hause. Es gab nichts was hätte besser laufen können.




Was habe ich auf der Reise für mein Leben gelernt?
  • Ich bin ein Naturmädchen. Als Kind war ich mit meinen Eltern schon viel wandern und oft unterwegs. Wir haben regelmäßig Sonntagsausflüge in die Natur gemacht. Als Teenie wollte ich dann unbedingt alle großen Städte sehen und wenn ich groß bin nach Berlin ziehen.(Zum Glück ist es dann nur Leipzig geworden). Im letzten Jahr wurde ich 30 und irgendwie hat sich in den Monaten vor meinem Geburtstag schon so viel geändert und ich habe gemerkt, dass mir der ganze Trubel nichts mehr bringt. Das ich lieber früh aufstehe und eine Fahrradtour mache anstatt nach einer durchzechten Nacht den ganzen Tag durchzuhängen. Ich wollte lieber wandern anstatt shoppen. Mein Interesse für Minimalismus ist gestiegen. Ich brauche keine materiellen Dinge die mich glücklich machen. Ich brauche die Freiheit. Ich muss raus. Die Welt entdecken, selbst wenn es nur die Welt vor meiner Haustür ist. In Kanada habe ich dann gemerkt wie gut es mir tut völlig allein ohne jeglichen Trubel in der Natur zu sein. Einfach nur im Wald, an einem Fluss oder am Meer sitzen. Dabei habe ich mich immer ausgeglichen und gut aufgehoben gefühlt. Mir ist in Kanada so unfassbar bewusst geworden, dass mir diese ganzen großen Städte überhaupt nichts geben. Im Gegenteil. Sie saugen mir eher meine Energie aus. Am glücklichsten war ich in den kleinen Örtchen, wo alles so wunderbar friedvoll und unaufgeregt war. Vielleicht auf Dauer langweilig aber für den Moment wunderbar erholsam.
  • Ich passe nicht in die übliche Schublade. Ich habe jahrelang versucht mich irgendwie anzupassen. Ein 9 to 5 Job, den Traummann zum Babies machen, heiraten und Haus bauen. Das war irre anstrengend. Der Großteil meines Umfeldes entwickelt sich in die Richtung. Wir sind 30 oder älter, da muss man das doch alles so machen im Leben. Aber ich will das gar nicht. Zumindest jetzt nicht oder vielleicht auch nie aber momentan will ich einfach nur frei sein. Deshalb versuche ich mich nicht mehr von außen beeinflussen zu lassen. Alles kommt so wie es kommen soll und alles zu seiner Zeit.
  • Weg mit Menschen die dir nicht gut tun. Freunde sollten wie Ballons sein. An denen man sich festhält und aufsteigt zu neuen Abenteuern. Freunde sollten keine Anker sein, die einen festhalten und immer wieder auf den Abgrund ziehen. Manchmal brauche ich sehr lange um die richtige Entscheidung zu treffen aber dann ziehe ich das Pflaster auch mit einem Ruck ab und das habe ich gleich bei meiner Ankunft in Kanada getan. Ums mit den Worten der Band Frittenbude zu sagen: "Erlös dich von dem Schrott der dich kaputt macht".
  • Das war mir schon vorher klar aber Tiere sind das Größte für mich. So reine Lebewesen, die keine der 7 Todsünden kennen und einfach nur gut sind und gut bleiben. Das bewundere ich sehr.
  • Hör auf dein Bauchgefühl. Ich glaube wir sollten viel öfter in uns hinein hören und dann Entscheidungen treffen oder uns einfach irgendwie leiten lassen. Z.B. meine komische Eingebung bei der Whale Watching Tour. Ich saß 3 h vor der Tour da und sonnte mich und auf einmal schoss mir in den Kopf, dass ich doch mal mein Ticket mit dem heutigen Datum vergleichen sollte. Das hatte ich bei keinem der unzähligen Tickets, die ich vorher schon in Kanada benutzt hatte, (für Bus, Bahn, Flug, Ausflüge) gemacht. Aber ich hatte auf einmal das dringende Bedürfnis das zu tun und dann hatte ich tatsächlich einen Fehler bei der Buchung gemacht und hatte den Monat verwechselt und nur weil ich so rechtzeitig bei der Tour Bescheid gesagt habe, dass ich einen Fehler gemacht habe, konnte ich noch einen freien Platz bei einer zeitigeren Whale Watching Tour einnehmen. Auch generell sollte man mehr auf seinen Bauch hören auch wenn es z.B. um den Sicherheitsaspekt geht. Also sollte ich jetzt hier wirklich ganz allein durch den Wald stromern oder sollte ich doch lieber dort hin zurück kehren wo mehr Leute sind. Ich denke, dass da irgendwie eine innere Kraft ist, die uns leitet. Wir müssen nur wieder mehr darauf hören und uns nicht so von außen beeinflussen lassen.
  • Recyclen. Ich muss zugeben, ich habe nur zwischen Papier und normalem Müll getrennt. In Kanada wird aber vor allem zwischen Plastik und normalem Müll getrennt. Ich weiß nicht ob es am Ende viel bringt aber ich habe jetzt auch angefangen ordentlich den Müll zu trennen. Generell versuche ich ja gerade möglichst viel auf Plastik zu verzichten und mehr nach dem Zero Waste Prinzip zu leben. Wir haben nur diese eine Erde. Man denkt immer, dass man allein nichts ändern kann aber wenn nicht jeder so denken würde, dann könnte man etwas verändern. Also fange ich für mich damit an. 
  • Weg mit dem Konsum. Es gibt so viel wichtigere Dinge im Leben als ein schönes Auto, Haus, Fernseher oder Bekleidung zu haben. Das ist mir vor ungefähr einem Jahr klar geworden aber in Kanada dann völlig. Ich will nicht rumrennen wie ein Schlumpi aber ich brauche auch nicht 500 Sachen um gut gekleidet zu sein. 20 reichen auch aus. Und das ich ansonsten keinerlei Prestige Objekte brauche, war mir schon mein ganzes Leben klar. Ich habe mich noch nie darüber defininiert. Ich definiere mich eher darüber wie viel ich von der Welt gesehen habe und wie wichtig sie mir ist.
  • Einfach mal ein bisschen netter zu anderen Menschen sein. Die Kanadier sind so nett. Die bedanken sich bei ihren Busfahrern für die Fahrt. Wildfremde Menschen sagen dir, dass du schöne Haare hast. Älteren Menschen wird sofort ein Sitzplatz im Bus angeboten. Ich habe mir vorgenommen auch ein bisschen netter zu sein. Nicht, dass ich das sonst nicht wäre aber gerade zu den Leuten die Dienstleistungen für mich erbringen möchte ich in Zukunft ein bisschen freundlicher sein. Die Verkäuferin bei Aldi, die Dame am Postschalter. Die haben alle keine leichten Jobs und freuen sich sicher wenn man ihnen besonders freundlich entgegen tritt auch wenn man mal 5 Min länger in der Schlange warten muss. Aprospro Schlange. Kanadier stellen sich ja auch immer ganz ordentlich an. Da würde niemand auf die Idee kommen sich vorzudrängeln. Man ist auch nicht genervt wenn es länger dauert oder man zeigt es zumindest nicht. Man ist einfach geduldiger und freundlicher und ich denke, es würde niemandem schaden, wenn man sich davon ein dickes Scheibchen abschneiden würde
  • Ich vermisse nichts. Ich wurde ein paar mal gefragt ob ich denn irgendwas vermisse. Nein habe ich nicht. Gar nichts. Es gibt nichts und niemanden den ich vermisse und die paar Menschen die mir wichtig sind, die sind auch bei meiner Reise in irgendeiner Form dabei gewesen. Und alle materiellen Dinge sind mir eh egal.

Was hat mich traurig gemacht?
Deutschland!
(Ich verallgemeinere das jetzt hier. Ich weiß, dass es genug andere Bsp. gibt und das alles ganz anders laufen kann aber das ist mein Blick von außerhalb auf Deutschland)
Jedes mal wenn ich in einem anderen Land unterwegs bin, merke ich wie kacke ich Deutschland finde. Ein Land das eigentlich so viel zu bieten hat. Die Ostsee, die Alpen, die Mittelgebirge, große Flüsse, Seen, tolle Landschaften, wunderschöne Altstädte. Wenn man im Ausland sagt, dass man aus Deutschland kommt, dann wird einem meist sehr viel Respekt entgegen gebracht aber nicht weil man so einen liebevollen Ruf genießen würde, nein, sondern weil alle Deutschland als Arbeitsland sehen. Das Land wo die Luxusautos herkommen. Das Land der Innovationen. Ich finde, dass ist nichts worauf man stolz sein kann. Denn die Fortschritte werden alle zu Lasten der Menschen und der Natur gemacht. Die Industrieländer haben die höchste Depressionsquote und Selbstmordrate. Man bekommt von Kind an eingeredet, dass man fleißig sein muss und viel arbeiten muss und viel Geld verdienen soll, wenn man im Leben was erreichen soll. Bullshit! Das einzige was man im Leben erreichen soll, ist auf seine Art glücklich zu werden. Da kann ich auch Straßenmusiker sein und in einem Wohnwagen leben. Ich denke sogar, dass solche Leute am Ende glücklicher sind, als die mit den ach so tollen Jobs die ordentlich Kohle bringen. Wenn ich aktuell auf Deutschland gucke, dann sehe ich Hass und Verdummung. Die klugen Menschen werden Depressiv weil sie den Gesellschaftsdruck und den Hass nicht mehr ertragen und die anderen flüchten sich immer weiter in ihre Verblödungswelt aus TV Shows und Komasaufen.
In Kanada gehen die Menschen ganz anders miteinander und mit ihrer Umwelt um. Da ist Bewusstsein da, während der Deutsche immer mehr abstumpft und ihm alles egal wird. In Kanada achtet man das Eigentum des anderen, man respektiert die vers. Hautfarben, Sexualitäten, Meinungen. Man interessiert sich für seine Mitmenschen, für die Natur, für die guten Dinge im Leben. Die Kanadier arbeiten auch hart und haben nur 10 gesetzliche Urlaubstage aber trotzdem gibt es dort nicht ansatzweise so viel Depressive eben weil man an seine Arbeit ganz anders heran geht. Das habe ich auch schon so oft in anderen Ländern bemerkt. Die arbeiten auch hart aber machen halt auch zwischendrin mal ein Schwätzchen oder ein Nickerchen. Die nehmen das alles einfach nicht so ernst. Der Kanadier geht raus in die Natur nach Arbeit und findet dort wieder zu sich selbst. In Deutschland wurde mir gesagt, dass sei ja nur deshalb so weil die so tolle Natur dort haben. Haben wir hier keine tolle Natur? Man muss sie halt auch einfach mal wahr nehmen und sich nicht nur doof vor den Fernseher setzen oder in irgendeinen Club gehen und sich betrinken.
Wie ich auch schon in Sri Lanka festgestellt habe - Deutschland ist eines der ärmsten Länder der Welt weil es sein Lachen und seine Liebe verloren hat.

Was sind meine Zukunftspläne?

"Man kann doch nicht immer so leben wie jetzt. Das ist doch nur Urlaub". Ja das mag schon sein, dass das nur Urlaub war aber wer schreibt uns denn vor, dass wir 350 Tage im Jahr einer Arbeit nachgehen müssen, die wir nur machen um Geld zu haben und um dann ein paar Tage zu reisen. Ja, der "normale" Lebensweg ist vielleicht so. Aber das muss doch nicht mein Lebensweg sein. Warum muss ich mich in etwas reinzwängen was mich kaputt macht. Was mich krank werden lässt. Es ist Zeit umzudenken. Meine 30 Jahre lang aufgebauten Strukturen aufzubrechen und umzudenken. Ich habe so viele Menschen mit so unterschiedlichen Lebenswegen getroffen und nahezu keiner davon war so gradlinig wie meiner. Vielleicht ist es jetzt für mich an der Zeit meine gerade Linie zu verlassen und in Schlängellinien durchs Leben zu laufen.
Reisetechnisch habe ich auch schon wieder einiges neues im Kopf. Dieses Jahr nur noch Tagesausflüge weil ich keinen Urlaub mehr habe aber da ist auch schon einiges in Planung. Im nächsten Jahr will ich dann mit dem Interrail Ticket durch Osteuropa. Warum gerade Osteuropa? Weil ich da einfach noch viel weniger kenne und der Osten sich in den letzten Jahren stark entwickelt hat und schwer im kommen ist. Perspektivisch steht dann noch Südamerika ganz dick auf meiner To-Do-List.

Liebes Kanada, ich danke Dir von ganzem Herzen, dass du so ein guter Freund für mich geworden bist und du dich so liebevoll um mich gekümmert hast. Es war mir eine große lebensverändernde Freude für einen Monat ein Teil von dir zu sein.

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