Highfield 2017

Vom 18.8. bis 20.8. hieß es wieder: Weg mit eigenem Bett, Handy und Netflix. Rein in die Gammelklamotten, ab ins Zelt und Ohren, Herz und Mund auf für verdammt gute Musik, alte und neue Freunde und das ein oder andere alkoholische Getränk. Kurz um, Zeit fürs Highfield. Same procedure since 2011.

Freitag:
Zum Glück hatten mir die anderen noch ein Plätzchen zum Zelten abgesteckt, denn ich kam dieses Jahr erst am Freitag Mittag und da gibt es ja normalerweise kein Stückchen freien Rasen mehr. Die Shuttlebusfahrt klappte super und auch der Einlass ging ratzifatzi. Der Weg bis zum green Camp war wie jedes Jahr schrecklich lang und anstrengend und bei schwülen 29 Grad war ich sehr über Hilfe dankbar. Und kaum hatten wir das Zelt aufgebaut, kam auch schon der erste Regenschauer. Der erste von unzähligen Schauern.
Nach dem ersten Umtrunk, dann 17 Uhr zu OK Kid. Ich bin schon seit einigen Jahren Fan und verfolge den Werdegang der Jungs und mit dem Konzert beim Highfield haben sie sicher einige neue Fans dazu gewonnen.



Danach kam Montreal. Ich hatte die Herren nur durch Zufall auf dem Highfield Sampler entdeckt und für gut befunden. Und auch live machten sie einiges her.



Auf dem Infield gab es wie immer das Riesenrad (was ich auch dieses Jahr nicht mitgefahren bin, genauso wie ich auch dieses Jahr wieder nicht am Strand, im Supermarkt oder in der Disco war *räusper*) und einen riesengroßen Hirsch von Jägermeister. Jedes Mal wenn der Hirsch röhrte (in dem Fall kam Feuer aus seinem Geweih) gab es einen Freischnaps (ich hab den Hirsch nur einmal röhren sehen). Jedenfalls fand ich das Teil so cool. Unten eine Bar, oben ein Club. Sowas als Eigenheim, das wärs doch!



 
Und dann sollte es das leider auch schon mit den Konzerten für den Abend für mich gewesen sein. Denn gerade als wir zum Bosse Konzert vorgehen wollten, wurde das Festival unterbrochen. Gewitter war angesagt. Ich meckerte eine Runde weil von Gewitter noch nicht viel zu sahen war aber 10 Min später krachte es dann gewaltig und Starkregen fiel. Wir mussten alle unseren Pavillon vorm wegfliegen abhalten und während wir da so gegen das Unwetter kämpften ging der Alkohol ganz gut runter. 3 h Festivalunterbrechung taten mir nicht gut, denn als es dann nochmal mit den Beginnern los gehen sollte, war ich inzwischen recht betrunken und darauf hin auch schrecklich müde, sodass ich mich lieber schlafen legte anstatt mit den anderen die Beginner anzugucken. Ich hab mich am nächsten Tag sehr über mich selbst geärgert aber so läuft das am ersten Festivalabend irgendwie jedes Jahr. Man endet als Betrunkene/r und lernt dann für die nächsten Tage (leider nicht fürs nächste Jahr) daraus, also ich zumindest.
Durch das Unwetter sind leider Bosse, Alligatoah, zum größten Teil Clueso und die Headliner Billy Talent ausgefallen, was echt richtig schade war.

Erst am nächsten Tag bekamen wir die ganzen Ausmaße vom Unwetter mit, wo wir in unserem Camp noch super glimpflich davon gekommen waren. Alle die weniger Rasenfläche unter sich hatten oder in einer Senke gecampt hatten, waren alle völlig unterspült oder mit Schlamm bedeckt und auch das Infield war eine Schlammwüste, was sich auch bis zum Sonntag nicht wirklich ändern sollte.



Samstag:
Die Nacht war kalt wie immer aber mein zeitiges Erwachen (6:11) bescherte mir freie Toiletten und leere warme saubere Duschen. (Es hat Vorteile vor Kälte nicht lange schlafen zu können.) Nachdem die anderen langsam aus ihren Löchern kamen, gab es erst mal Frühstück. Danach war Flunkyball angesagt, gediegenes Trinken und blödsinnige Gespräche. Wie jedes Jahr also. Das ist auch jedes Jahr das was ich am Meisten am Highfield liebe und weshalb man dann doch immer mal die ein oder andere zeitige Band verpasst, die man eigentlich sehen wollte aber im Camp ist es einfach zu lustig.



15 Uhr ging es dann los zu Turbostaat. Kannte ich vorher, hatte ich aber noch nie live gesehen und ich sag mal so, das nächste Konzert in Leipzig wird meins, denn die Band war verdammt gut.

Kurz wieder zurück ins Camp und dann wieder zu Feine Sahne Fischfilet nach vorn. Das Wetter war gerade mal bombastisch und die Stimmung auch. Die Herren wissen einfach jedes mal wie man die Masse zum Kochen bringt. Herzallerliebst war, dass Monchi, der Sänger, seine komplette Familie mitgebracht hatte, da Mutti 54. Geburtstag feierte. Es folgten Auftritte von Mutti mit Bengalo in der Hand, Vati der völligst überwältigt von der Menge am Micro stand und kleiner Bruder der zum ersten Mal crowdsurfing austestete. Was für eine geniale Show!



Kurz noch in Thees Uhlmann reingehört und etwas zu Essen bei den unzähligen super leckeren Foodtrucks auf dem Infield besorgt und wieder ab ins Camp.


Noch das ein oder andere alkoholische Getränk einverleibt um dann in der geschlossenen Gruppe zur Frittenbude vorzugehen. ABRISS! Wie bei jedem Frittenbude Konzert vergaß ich meine gute Kinderstube und sprang wild durch den Matsch. Die anderen schlossen sich an und wir hatten eine wahnsinnig lustige Stunde zusammen bei der der friedlich fröhliche Festivalvibe über uns schwebte und man den ganzen Scheiß in dieser Welt kurz vergessen hatte.
 



Danach wollten die einen Kraftklub sehen und die anderen nicht, sodass sich unsere Gruppe in 2 Teile auflöste. Kraftklub ist ganz nett aber seit dem die so extrem Mainstream geworden sind, muss ich mir die nicht mehr angucken. Und auch generell war der Platz vor der blue Stage mal wieder zu klein für so eine gehypte Band. Wir guckten uns eins zwei Lieder von der Straße aus an und unsere eh schon kleine Gruppe teilte sich dann nochmal.

Inzwischen nur noch zu 2. machten wir uns bereit für Casper und erwischten einen ziemlich guten Platz schön mittig und nur einen km von der Bühne entfernt und nicht 2. Allerdings mal wieder im Matsch, was aber am Ende gut war, denn so hatten wir viel Platz zum Tanzen und darauf hatten wir richtig Bock. Wenn ich nicht schon großer Casper Fan gewesen wäre, spätestens nach dem Konzert, hätte ich ihm mein Herz geschenkt :-D Schon allein der Bühnenaufbau war Special. Der hintere Teil der Bühne war angeschrägt und sah aus wie ein Glasboden. 0:25 nach einem ewigen Intro fiel die Leinwand und Casper stand auf der Schräge vor weißem Hintergrund. Sah sehr geil aus. Gleich ein ganz neuer Song zu Beginn, den ich noch nicht kannte und die Massen tobten von Anfang an. Es folgten neue Songs, richtig alte Songs, derbe Hip Hop Songs, ruhige Songs, meine Lieblingssongs. Zwischendrin immer mal ein paar Special Effects wie Casper auf einer schwebenden Bühne, Pyrotechnik, Laser und als Highlight Casper auf einer winzigen Hebebühne mitten in den Massen. Alle tobten als Felix von Kraftklub mit auf die Bühne kam und die Jungs zusammen Spaß bei der Performance von"ganz schön okay" hatten. Der Live Sound mit seiner Band war großartig. Die Bässe ließen unsere Herzen im Takt mithüpfen und immer diese verdammte Energie von Mr. Griffey. Er hüpfte wie ein Gummiball über die Bühne und wirkte wie immer wahnsinnig sympathisch. Mein absolutes Festival Highlight wie man vielleicht unschwer an meiner Begeisterung erkennen kann.






Wieder zurück am Camp waren viele schon ins Bett gegangen und auch meine Knochen schmerzten durch das ganze Gehüpfe sehr (man ist halt keine 20 mehr), sodass ich mich auch bald auf ins Zelt machte.

Sonntag:
Der Sonntag startete wieder recht sonnig aber kalt. Für mich diesmal "erst" Viertel 8 und mit so richtig schön warmen Duschen. In unserem Camp begann der Tag zu unserer Belustigung mit Make Up Schule. Einer der anwesenden Herren stellte sich dankenswerter Weise als Testobjekt zur Verfügung. Es wurde gesprüht, gespachtelt, gepinselt, gehighlightet und am Ende war unser Testobjekt eine richtige Naturschönheit bei der nur noch das T-Shirt mit der Aufschrift "I woke up like this" gefehlt hat. 


Der restliche Vormittag wurde wieder mit Flunkyball, Alkohol und Dauergrillen verbracht und 15:45 ging es mit Less than Jake dann zu meinem ersten Konzert. Wieder mit dem kleinen harten Konzertkern. Ich hatte vorher noch nie etwas von der Band gehört und werde mich vermutlich auch zu Hause nicht damit beschäftigen aber für ein Festival sind solche Bands immer Gold wert, weil sie einfach unfassbar Spaß machen. Ska mixed with Collage Punk meets Trompeten und Posaunen. Ein richtig guter Mix, sodass der Konzerttag für uns gut begann.

Danach rüber auf die blue Stage zu Von Brücken. Der ehemalige Sänger von Jupiter Jones ist mit seinem Soloprojekt nach extrem Abspeckkur und psychischer Behandlung wegen Angstzuständen wieder zurück auf der Bühne. Ich hatte ihn schon mal bei einem winzigen Akustikkonzert gesehen und für großartig befunden. Auf der großen Bühne allerdings kam nicht so recht das Feeling auf, denn mit dem Gewicht hat Nicholas Müller auch stark an Stimmumfang verloren. Ich holte mir ein Handbrot und wir gingen wieder ins Camp zurück.

Um dann 18:15 in der geschlossenen Gruppe zu den Donots zurück zu kommen. Ich habe diese Band schon so oft gehört aber noch nie gesehen. Das musste sich bei diesem Highfield ändern. Leider leider waren wir noch nicht mal richtig auf dem Infield als als erstes Lied mein absoluter Liebling "Calling" gespielt wurde, sodass ich nur noch fröhlich übers halbe Infield hüpfen konnte. Tolle Liveband mit treuen Fans und einer super Energie. Da werde ich demnächst wohl auch mal ein "richtiges" Konzert mitnehmen.

Danach wollten die anderen zu Silbermond, sodass sich unsere Gruppe mal wieder spaltete aber das kannten wir ja schon. Da wir vor The Offspring noch so viel Zeit hatten, guckten wir uns auch ein paar Minuten Silbermond an. Ich bin ja musikalisch gesehen sehr tolerant und mag so viele vers. Musikstile aber Frauengesang ist selten meins und Steffi von Silbermond finde ich irgendwie ganz besonders schlimm. Musikalisch ist das gar nicht so schlecht aber wenn sie anfängt zu singen rollen sich mir die Fußnägel hoch. Und generell ist die ganze Art so schrecklich aufgesetzt und nee sorry, einfach nicht meine Band, deshalb gingen wir nochmal ins Camp zurück um unseren Alkoholvorräten an den Kragen zu gehen.

20 Uhr dann zu The Offspring. Diese Band ist für mich irgendwie faszinierend. Ich habe die schon zum 3. Mal gesehen und denke jedesmal davor, dass ich ja eh nur einen Song von denen kenne weil ich kein  Album habe und die nie weiterverfolgt habe und dann spielen die und ich kenne 80% der Songs weil sie nur alte Sachen spielen, die in meiner Jugendzeit bei Parties scheinbar rauf und runter gelaufen sein müssen. Jedenfalls wird es dann doch jedes mal richtig spaßig und so sprangen wir auch diesmal wieder wild durch die Gegend.

Dann mein persönlicher Supergau. Früh hatten Placebo noch Soundcheck gemacht und dann kam in der Highfield App auf einmal die Nachricht, dass Placebo wegen eines angeblichen ärztlichen Akutfalles absagen müssen. Ich war erst so "hm, naja ist schon doof" aber je mehr ich darüber nachdachte, desto enttäuschter wurde ich. Placebo waren die erste Band, beidenen ich bewusst auf einem Konzert war. Ich war 14 und wurde mit einer Freundin, von deren Mutter, nach Leipzig ins Haus Auensee gefahren. Und seitdem war ich Fan und kaufte mir jedes Album und ging zu jedem Konzert bis 2015. Dort spielten sie mal wieder beim Highfield und enttäuschten mich mit ihrem Auftritt zutiefst. Sie standen da oben ohne Bock und Elan und ratterten ihre Lieder runter. Das tat mir damals richtig weh, dieser Lustlosigkeit zuzusehen. Und von da an hatten sie es verschissen. Ich kaufte mir zwar für die 2016ener Tour auch eine Karte, verkaufte diese aber wieder. Das Highfield wäre halt einfach eine gute Chance gewesen, ohne extra Geld für eine Konzertkarte auszugeben, um zu sehen, ob sich irgendwas an Placebos Arbeitsmoral geändert hat.
Da ich im Internet nichts weiter zu den Gründen der Absage gefunden habe und Mr. Molko sich auch nicht persönlich für sein Nicht Erscheinen entschuldigt hat, gehe ich davon aus, dass wahrscheinlich nur das Koks alle war und Mr. Molko keine Lust mehr zum Spielen hatte. Somit hat es Placebo dann jetzt endgültig bei mir verschissen!

Also nochmal ins Camp zurück und den Verlust meiner Jugendliebeband mit Alkohol runter gespült. Und danach dann zur letzten Band des diesjährigen Highfields - den Toten Hosen.
Ich habe die vor 2 Jahren mal von draußen auf der Leipziger Festwiese gesehen und fand sie nicht übel. Ich kenne mich mit den Hosen absolut gar nicht aus und kenne wirklich nur die Radiolieder, was mir jetzt ein wenig zum Verhängnis wurde, denn während alle um mich rum mitgrölten, stand ich rat- und textlos in der Menge und versuchte trotz Unwissenheit Spaß zu haben, was auch ganz gut gelang. Ich würde mir die Jungs jetzt so nicht angucken und werde mich auch nicht weiter mit deren Musik beschäftigen aber bei nem Festival kann man die gerne mal mitnehmen.



Als wir wieder zurück ins Camp kamen, waren alle unsere Sonntagsfahrer schon abgereist, sodass nur noch ein kleines Grüppchen übrig blieb, was aber nicht so schlimm war, denn unsere Gespräche wurden dank Versprecher, Spekulationen über Mr.Molkos Nicht Erscheinen und ethisch fragwürdiger Themen (Einbeziehung von Kindergartengruppen für den nächstjährigen Highfield Camp Aufbau) noch sehr Lachbauchschmerz behaftet.
Gegen 1 ging es dann in das super kalte Bettchen, kein Auge zugetan weil eisig und deshalb schon um 6 aufgestanden um dann mit dem ersten Shuttlebus wieder Heim zu fahren, während die meisten anderen noch den Kopf im Schlafsack hatten.

Fazit zu meinem Zero Waste Versuch:
Ich hatte ja in meinem letzten Post was über die Nachhaltigkeit auf Festivals und meinen diesjährigen Zero Waste Versuch geschrieben. Hier nun mein Fazit: Meine Mülltüte war am Ende des Festivals so leer, dass ich sicher kein Müll"pfand"geld zurück bekommen hätte, weil absurderweise nur volle Tüten zählten. Deshalb musste ich auf dem Weg zur Müllabgabe immer noch ein paar größere Teile einladen um mein Geld zurück zu bekommen.
Ich kam super hin mit meinem Bananenporridge am Morgen, meinen belegten Avocado und Grillkäsebrötchen und meinem abgefüllten Instantkaffee. Und abends dann an den Ständen etwas unverpacktes auf die Hand. Einmal ein Handbrötchen und das andere mal ein Falaffel im Brot. Der einzige schwere Verzicht waren feuchte Tücher, denn durch den ganzen Schlamm, hatte man doch immer mal das Bedürfnis sich behelfsmäßig mit feuchten Tüchern abzuwaschen.
Aber am Ende hat die Sache für mich absolut super funktioniert und ich werde das auf jeden Fall so fortsetzen und kann es nur jedem ans Herz legen ein bisschen mehr auf seinen Müll zu achten, vor allem beim Festival Denn am Montag sah es wieder aus wie auf dem Schlachtfeld. Überall Zelte und Pavillons die nicht mehr gewollt waren, Grills, Grillkohle Säcke und Plastikverpackungen. Ein Trauerspiel.

Danksagung:
Auch wenn ich es schon persönlich getan habe, auch an dieser Stelle noch mal ein riesen Dankeschön für diese großartige Gruppe dieses Jahr. Auch wenn ich nur 3 Leute vorher kannte, war es die beste Campcrew die ich je hatte, denn keiner ist negativ aufgefallen. Alle waren super lieb. Haben genauso viel Blödsinn geredet wie ich. Haben mit mir gesungen, gelacht und getanzt und das war ein ganz wunderbares Gefühl, gerade für jemanden wie mich, der meist nicht so viele Menschen um sich rum hat und haben will.

Danke auch an die Organisatoren vom Highfield. Es kann zwar nicht immer alles glatt laufen aber ihr habt dafür gesorgt, dass alles bestmöglich gelaufen ist.

Fazit:
Es ist jedes Jahr einfach nur großartig die zivilisierte Welt hinter sich zu lassen. Sich schon früh den Alkohol in den Kaffee zu schütten und dabei nicht doof angeguckt zu werden (nach diesem Post habe ich den totalen Alkoholiker Stempel weg. Naja ist der Ruf erst ruiniert und so...). Neue und alte Freunde zu treffen und ganz ganz großartige Bands zu hören. Highfield, bis zum nächsten Mal.

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