02.07.2016 - 24 h Braunschweig calling

Am Wochenende stand mal wieder ein kleiner Ausflug an. Es ging mit dem Fernbus nach Braunschweig.


In Leipzig ging es viertel 9 (welch unchristliche Zeit an einem Samstag) bei strahlendem Sonnenschein und 23 °C los. Ca. 3 h später, mit Stopp in Halle und Magdeburg, war der Himmel dunkelgrau bei traurigen 17 °C. Aber das sollte meiner guten Laune keinen Abbruch tun.


Wir holten uns am Bahnhof einen Kaffee und schlenderten durch die vielen Grünanlagen Richtung Innenstadt. Ich hatte absolut nichts erwartet, mich vorher nahezu nicht informiert und auch noch nicht allzu viel gutes über die Stadt gehört. Deshalb war ich umso überraschter als ich als erstes die wunderschönen Fachwerkhäuser im Magniviertel sah. Kleine Gassen mit vielen süßen Pubs, Restaurants, inhabergeführten Geschäften und einem schönen Platz mit einer Kirche. Super niedlich dort. Ich war sofort begeistert.











Ein paar Schritte weiter dann die typische 50er/60er Jahre Westbebauung ohne jegliche Schnörkel, die hier in Leipzig nahezu nicht zu finden ist. Was für ein Kontrast!




Vorbei am typischen 80er Jahre Metalbau vom Kaufhof ging es zum Schloss.

Schloss


Vom Schloss steht nur noch eine wunderschöne Fassade mit einer Quadriga oben drauf, die stark an das Brandenburger Tor erinnert. Hinter die Fassade hat man ein Einkaufszentrum enormen Ausmaßes errichtet, dessen Bau im Vorfeld wohl arg kontrovers diskutiert wurde. Irgendwie verständlich. Schon absurd die Fassade zu sehen und dahinter dann einen Konsumtempel. Aber man muss ja auch sagen, was hätte man denn sonst aus so einem riesen großen Gebäude machen sollen um dessen ehemalige Schönheit wenigstens teilweise erhalten zu können?! Sanierung und Unterhaltskosten würden in Höhen gehen die keine staatliche Einrichtung tragen könnte. Deshalb ist meine Meinung, lieber eine hübsche Konsumeinrichtung als ein verfallenes Schloss.


Über den Innenstadring ging es in die eigentliche Altstadt. So sehenswert! Das tolle Rathaus mit den vielen Türmchen, der schlichte Dom, der Braunschweiger Löwe, die Burg, die vielen hübschen gut erhaltenen Fachwerkhäuser. Wunderschön. Nur leider wurde das Wetter zusehends weniger schön und es fing an zu regnen, sodass wir uns in einen der vielen Läden der Innenstadt retteten (unfassbar wie viele Läden und Einkaufszentren eine vergleichsweise so kleine Stadt aufweisen kann) und das große Shoppen begann. Ich war da zwar absolut nicht zum einkaufen aber was soll man denn sonst machen wenn man nicht draußen rumlaufen kann.

Kohlmarkt


Blick zum Rathaus





Burgplatz


Dom







Altstadtmarkt





Löwenstadt Braunschweig


Landesmuseeum


Burg



Burgplatz


Stadtarchiv




Rathaus




Ich hatte mich im Vorfeld über die App Vanilla Bean über die veganen Restaurants in Braunschweig informiert und das Immergrün als Mittagsmöglichkeit auserkoren. Ich kenne Immergrün bei uns nur in vers. Einkaufszentren mit einem kleinen Stand wo ich mir des Öfteren mal einen Saft hole. Dort war es ein zweigeschossiges Restaurant in einem hübschen Fachwerkhaus und einer sehr geschmackvollen Einrichtung. Es gab einen veganen Wrap und einen gesunden Saft zu einem fairen Preis. Ich saß gemütlich, war satt und meine Einkaufstüten waren schon recht prall - kurzum ich war äußerst zufrieden, sodass mich der Regen nicht großartig störte. Nachdem wir bestimmt eine Stunde in einem weiteren Kaufhaus verbracht hatten, hatte der Regen aufgehört und die Sonne ließ sich blicken.


Jasperallee
Schwer bepackt ging es zurück durch ein hübsches Villenviertel dessen Häuser mich ein bisschen an die schicken Viertel in London erinnerten. Die Preislage soll bei den Eigentumswohnungen hier eine ähnliche wie in London sein.

Jasperallee

Wir nutzten das Wetter für ein paar lustige Outfitfotos.

Zum Abendessen gab es einen leckeren selbstgemachten veganen Eintopf.



Altstadtmarkt
Nach einem kurzen Make Over ging es dann wieder zurück in die Innenstadt zum EM Public Viewing an der Martini Kirche. Deutschland vs. Italien stand auf der Tagesordnung. Auf dem Platz war was los. Einige waren schon vor 9 so betrunken, dass sie lieber stinkend in der Ecke rumlagen als das Spiel zu sehen, andere hatten ihre EM Outfitwahl arg übertrieben, sodass bei mir leichtes Fremdschämen vorherrschte und eine Truppe arg beleibter junger Leute wollte sich gegenseitig vermöbeln, sodass die Bepos vor Ort ordentlich was zu tun hatten. Ich würde ja in Leipzig auch nie zum offiziellen Public Viewing gehen weil dort sicher ähnliches Klientel vorherrschen würde aber in einer fremden Stadt geht man da hin was einem empfohlen wurde. Auf einmal ein Wolkenbruch. Wir konnten uns noch unter einem Bierwagen unterstellen, andere hatten weniger Glück und sahen danach aus wie begossene Pudel die sich bei traurigen 13 °C einen abklapperten. Das Spiel entwickelte sich zu einem ziemlichen Thriller, den ich in meiner kurzen sporadischen Public Viewing Geschichte noch nie erlebt hatte. Nach einem aufregenden 11 Meter schießen stand fest, Deutschland ist im EM Halbfinale und der Platz tobte.






Da wir noch nicht Heim gehen wollten fragten wir ein paar Jungs Anfang 20 nach Clubmöglichkeiten. Die wirkten auch sehr nett aber als wir erklärten, dass wir aus Leipzig kommen bekamen wir zu hören "Oh, was ihr kommt ausm Osten. Sprecht ihr überhaupt unsere Sprache?" Puh, da musste ich kurz schlucken. Junge Menschen die die Ost/Westteilung gar nicht mehr miterlebt haben, haben solche Vorurteile. Schlimm, wie immer noch eine Grenze in den Köpfen existiert, die von Generation zu Genration weiter gegeben wird. Werden wir jemals Deutschland ohne Ost/West sein?!


Wir gingen dann ins Eulenglück. Eine Bar mit kleiner Tanzfläche und nettem Outdoorchillbereich. 3 € Eintritt inklusive einem Bier oder Schnaps. Davon kann man in vernünftigen Leipziger Clubs nur träumen. Die Musik war tanzbarer mainstreamferner Electro, also genau meins, somit wurde auch der Rest der Nacht noch ziemlich gut.


Schön ist auch, dass man in Braunschweig alles erlaufen kann. Kein nerviges auf die Bahn warten oder sich den Bus mit Betrunkenen teilen. Man läuft einfach und ist dann fast wieder nüchtern wenn man im Bett angekommen ist :-D


Nach einem ordentlichen Frühstück auf dem Sonnenbalkon wollte ich gern den Stadtrundgang von gestern nochmal bei schönem Wetter wiederholen. Gesagt - getan. Ich muss mir wirklich mal einen Schrittzähler zulegen. Ich habe heute noch Fuß- und Beinschmerzen vom vielen laufen in den 24 h Braunschweig.



Paulikirche


Theater



New Yorker wurde in Braunschweig gegründet, deshalb der riesen Flagshipstore


Martinikirche








"the day after" der Fussballübertragung




Wenn die Geschäfte geschlossen sind wirkt so eine Stadt ja immer gleich ganz anders und man kann sich in Ruhe mal alles angucken.



Löwenwall


Oker




Weil am Ende noch Zeit war bis 13:40 der Bus zurück nach Leipzig fuhr, gingen wir im Magniviertel noch in die Makery, einem erst seit 2 Monaten geöffnetem Cafe, Bar, Brunchmischmasch Ding. Sehr geschmackvolle Einrichtung, urbane Kunst an den Wänden, suuuuper liebes Personal und einer kleinen feinen Karte mit Kaffespezialitäten, kleinen Snacks und vers. selbstgemachten Drinks. Ich ließ mir einen ordentlichen Filterkaffee (ich hasse diesen Maschinenkaffee den es überall gibt) und einen veganen Brownie schmecken.


Danach ging es wieder zurück zum Bus und genau in dem Moment wo sich die Bustür öffnete war Schluss mit lustig und es fing in Strömen an zu Regnen.


Fazit: 24 h Abenteuer hinterlassen den Eindruck als wenn man richtig im Urlaub gewesen wäre und Braunschweig ist absolut einen Wochenendtrip wert!

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