15.07.-17.07.16 Berlin calling, zwischen Großstadtwahnsinn und ländlicher Idylle

Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin....


Freitag, direkt nach Arbeit gings los mit dem Fernbus in die Hauptstadt. Allerdings mit einer halben Stunde Verspätung. Aber wenn man da so steht, am nicht vorhandenen Leipziger Busbahnhof, bekommt man erst mal das ganze Ausmaß des Fernbusverkehrs mit und stellt fest - das dringendste was Leipzig benötigt ist ein Busbahnhof. Die Busse und Menschen stapeln sich ja förmlich an der Goethestraße. Und da dieses Wochenende auch noch Melt war, wurde die Wiese von den, auf den Shuttlebus, wartenden Festivalbesuchern, mit Campingstühlen belagert.


Die Fahrt an sich war dann recht entspannt und ging trotz Baustellenmassenansammlung doch recht flott.


Die Abholung klappte dann auch ohne weitere Probleme und nach kurzem frisch machen ging es auch gleich weiter zum Hafenfest nach Tegel. Ich hatte keine Ahnung auf was ich mich da eingelassen hatte aber da es ohnehin ein recht spontanes planloses Wochenende war, war ich für alles offen. Von der S-Bahn Haltestelle musste man ein ganz schönes Stückchen laufen, ohnehin muss man in Berlin viel zu weit und sinnlos laufen. Die Ausmaße dieser Stadt sind mir einfach ne Nummer zu groß. 
Das Hafenfest war eine Trink- und Fressmeile mit Schlagermusik an der Promenade des Tegler Sees entlang. Genau meins - nicht! Aber Alkohol und gutes Essen macht ja bekanntlich alles ein Stückchen weniger Scheiße und so genehmigte ich mir ein leckeres Raclettebrot und danach einen Cuba Libre. Das Klientel bewegte sich zwischen spießigen Kleinbürgertum, Grünauer Asozialen Schick, Rentnern und Jugendlichen die ihre Alkoholgrenzen testen wollten.













Aber es gab auch Schifffahrten auf dem Tegler See zu einem sehr humanen Preis von 6,50 € mit Abschlussfeuerwerk. Nachdem ich lange gebettelt hatte, machten wir so eine Fahrt und die war eindeutig der beste Teil des Wochenendes. Um 21:30 Uhr ging es los. Es zog an Deck wie Hechtsuppe und da das Wetter am Freitag eh nicht so berühmt war, saß ich dick eingemummelt wie im Herbst an Bord und genoss die "Sonnenuntergangsfahrt "auf der Moby Dick.


Vorbei an den Villen die direkt am Wasser gebaut waren, Hausbooten und Vogelschwärmen. Über uns immer mal ein Flugzeug, das am nahegelegenen Tegler Flughafen startete oder landete. Eine schöne Fahrt auf einem ordentlich gefüllten Schiff. 23 Uhr dann das wunderschöne Feuerwerk das wir vom Wasser aus bestens verfolgen konnten. Ich hab schon ewig kein Feuerwerk mehr gesehen und hatte richtig Gänsehaut weil es so schön war.


Wieder zurück an Land waren die meisten Stände schon beim schließen. Halb 12 war Schicht im Schacht. Wir ließen den Abend am Späti ausklingen und lagen recht zeitig im Bett. So mag ich das an einem Freitag.












Samstag machten wir uns bei herrlichstem Sonnenschein auf in die Friedrichstraße, zum einen weil ich unbedingt mal zu &other stories wollte und zum anderen weil ich mal so einen Touristenrundgang machen wollte. Ich hatte das Gefühl, dass auf der ganzen Friedrichstraße nur Touristen unterwegs waren und auch meine Berliner schienen sich noch nicht allzu häufig hier her verirrt zu haben. Schon komisch wie jeder Berliner immer nur in seinem Kiez bleibt und sich gar nicht für die Tourismusrelevanten Punkte interessiert.
 
 
 
 
 
 



Inzwischen war Sommerwetter und ich war froh doch die Sommersachen angezogen zu haben obwohl man sich das am Herbsttag davor nur schwer vorstellen konnte.
An einer Art Stadtstrand am Checkpoint Charlie genehmigten sich die anderen ein Eis zu sehr ambitionierten Touripreisen, dafür super lecker. Weiter ging es über Checkpoint Charlie zum Axel Springer Hochhaus an die Spree und von dort vorbei am Schloss, dem Dom und der Museeumsinsel zur Strandbar Mitte.



























Dort erst mal ein Radler trinken, am Wasser sitzen, Musik hören, Leute beobachten und ein paar Tänzer auf der Tanzfläche bestaunen. So stell ich mir Sommer vor.













Danach dann wieder zur quirligen Friedrichstraße und zurück ins beschauliche Heiligensee.




Da wir inzwischen ganz schön Hunger hatten kehrten wir in der Villa Felice ein. Es gab Nudeln, Pizza und ich hatte ein Foccacia. Hatte mir das ja irgendwie anders vorgestellt aber gebracht wurde eine nackte Pizza mit Schafskäse und ein wenig Ruccola. Geschmeckt hat es dann so gut, dass ich das ganze Wagenrad verputzt habe.


Dann ging es erst mal wieder ins Bett zum chillen und sich physisch und psychisch auf den Abend vorbereiten.


Gegen 7 machten wir uns dann auf den Weg Richtung Treptower Park bzw. zum Birgit & Bier.
Wir kamen dort erst gegen 20:30 Uhr an. Lange S-Bahn fahren, einmal umsteigen, lange S-Bahn fahren und lange laufen. Warum muss in dieser Stadt nur alles immer so weit weg sein. Jetzt versteh ich warum immer jeder in seinem Kiez bleibt.


Das Birgit& Bier ist ein Biergarten, eine Konzertlocation, vers. Clubzimmer, ein alter Jahrmarkt kurzum ein Spielplatz für alternative kreative Köpfe. Es gefiel mir sehr gut dort, denn draußen lief 80er Jahre Musik und die geht einfach immer. Die anderen Berliner waren schon eine Weile dort. Wir quatschten, beobachteten Leute, tranken und tanzten.


Was mir allerdings zunehmend auf die Nerven ging waren die internationalen Partytouristen deren Motto scheinbar immer "höher, schneller, weiter" ist. Ich wurde mehrmals doof angequatscht, mit Bier bekippt und das Bein gestellt. Und wieder einmal merkte ich: Ich bin zu alt für den Scheiß!


Halb 3 machten wir uns langsam auf den langen Heimweg. Da es inzwischen aus Eimern schüttete nahmen wir ein Taxi zur nächsten S-Bahn Haltestelle. Dort tat sich mir ein schlimmes Bild auf. Eine Mutter saß dort auf den kalten Steinen mit einer Bierflasche im Anschlag, Kinderwagen daneben und ihr ca. 3 jähriger spielte Ball und das mitten in der Nacht. Schwer zu verdauendes Bild und für die meisten Berliner schon ein normaler Anblick. Sicherlich gibt es sowas in Leipzig auch aber es ist mir immerhin in den letzten 10 Jahren noch nie zu Gesicht gekommen.


Die Heimfahrt klappte dann recht gut und reibungslos und wir mussten nicht lange auf die Anschlüsse warten, sodass wir dreiviertel 4 dann wieder im Bett lagen.


Nachdem wir schön ausgeschlafen hatten, gab es lecker Frühstück.
Es wurde noch eine Runde gechillt und viertel 2 ging es zum ZOB wo um 2 der Bus nach Leipzig gehen sollte. Allerdings wieder 20 min Verspätung. Und auch die Fahrt war dann wegen der vielen Baustellen eher schleppend und staulastig, sodass ich erst kurz vor 6 erst wieder zu Hause war.


Es gibt ja wirklich schöne Ecken in Berlin. Tolle Architektur, Kunst, Musik, nette Menschen, Geschichtsträchtige Orte aber so gemütlich und niedlich wie mein kleines Leipzig ist es am Ende halt absolut nicht und somit bin ich jedes Mal froh wieder in meiner Herzensstadt anzukommen.


Ein großes Dankeschön für die tollen Gastgeber, die wunderschöne Unterkunft und die nette Bewirtung.



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