10.09.-11.09.16: Leipzig- Tourist in der eigenen Stadt

Ich wohne dieses Jahr genau 10 Jahre in Leipzig und bereue davon keinen einzigen Tag, denn ich liebe meine Stadt, meine Heimat, meine Liebe fürs Leben.


Aber auch nach 10 Jahren kann ich nicht behaupten, jeden Ort meiner Stadt zu kennen. Viele kennen sicher die "Betriebsblindheit" innerhalb der eigenen Stadt. Ich habe mir schon viel angesehen und mehrere Stadtrundfahrten und geführte Stadtrundgänge gemacht, sicherlich mehr als die meisten Leipziger aber es gibt halt immer noch "blinde Flecken", die ich bis jetzt noch nicht kenne/kannte. Am Wochenende wurde da Abhilfe geschafft und ich fühle mich heute auch gleich ein Stück gebildeter.


Samstag Nachmittag ging es als erstes ins "Marshalls Mum", ein kleines süßes Cupcake Cafe in der August-Bebel-Straße. Dort will ich seit Jahren mal hin aber irgendwie hat es sich nie ergeben. Was war ich begeistert. Super süß im Chabby Chic eingerichtet, sehr liebe Mitarbeiter und eine Auswahl an Getränken und Süßem, die einem das Herz höher schlagen lässt. Da am Wochenende wieder an der 30°C Marke gekratzt wurde, entscheid ich mich gegen einen Kaffee und für einen hausgemachten Eistee mit Ingwer und Minze und dazu ein Stück veganem Cheesecake mit Johannisbeergelee. Beides super lecker aber vor allem der Kuchen war eine Geschmacksexplosion. Wie bekommen die nur diesen Buttergeschmack da rein?! Ich glaub das war das geilste Stück Kuchen das je den Weg in meinen Mund gefunden hat. Die Preise sind nicht ganz günstig aber es soll ja was besonderes bleiben einen der süßen Cupcakes, Brownies oder Kuchen zu genießen.


Danach ging es über die Karli (Karl-Liebknecht-Straße), die Kneipen und Studentenmeile Leipzigs. Dort war dieses Wochenende "Karli Beben". Diese Veranstaltungsreihe wurde ursprünglich ins Leben gerufen als die Bars und Restaurants während großer Straßenbauarbeiten Angst um ihre Kundschaft hatten. Die Straße sollte trotz Baustelle weiterhin belebt bleiben. Die Baustelle gibt es mittlerweile nicht mehr aber die Party ist geblieben. Inzwischen schon zum 6. Mal und obwohl ich 5 Minuten Fußweg zur Karli wohne war ich noch nie beim Karli Beben. Auch das wurde dieses Wochenende geändert, wenn auch nur kurz. Wir guckten uns den Flohmarkt auf dem Feinkostgelände an, hörten einer Rede über die sogenannten Löffelfamilie zu (eine alte Leuchtreklame für deren Erhaltung gekämpft wird) und wippten zur Reggeamusik an einem der Cocktailstände mit. Die richtige Sause am Abend ließen wir ausfallen, da wir andere Pläne hatten.


Zuerst ging es zum Abendessen in den Biergarten am Völkerschlachtdenkmal. Dort kann man bestens parken, schön draußen sitzen, das Essen ist schmackhaft und die Preise fair. Bei den heißen Temperaturen gab es nur einen Salat mit Feta.
Nach dem Essen gingen wir nochmal zum Völki rüber. Einer meiner absolut liebsten Plätze an lauen Sommerabenden. Aber auch dort blieben wir nicht lange.

Denn wir wollten zum Fest der 25.000 Lichter im Agrapark in Markkleeberg. Ebenfalls eine Veranstaltung die ich bis dato noch nicht kannte. Ich konnte mir nicht allzu viel darunter vorstellen und auch das Programm klang jetzt nicht sooo vielversprechend aber nachdem wir Glück bei der Parkplatzsuche hatten und im Dunklen im Park ankamen und sich vor uns ein riesen Meer aus Teelichtern und Fackeln auftat, war ich schwer begeistert. So ein schöner Anblick. Da wurde mir gleich warm ums Herz. An allen Wegen waren in kurzen Abständen Teelichter in bunten Plastikbechern aufgestellt. Das weiße Haus im Park erstrahlte in Pink, der Tempel am See leuchtete wunderschön und sämtliche Kinder hatten leuchtende Schuhe, Knicklichter oder Leuchtebälle am Körper und strahlten so mit den Wegen um die Wette. Am weißen Haus sang eine Swingband die Hits der 20er und 30er Jahre im entsprechenden Outfit und eine Vielzahl an Menschen strömte durch den Park. Gefühlt hatten sich alle Einwohner Leipzigs auf Markkleeberg oder die Karli aufgeteilt.
Wir tranken ein bisschen was und bestaunten die vers. Lichtinstallationen und liefen mit großem "oh" und "ahh" durch den Park bevor es wieder heim ging.
 
 
 Am Sonntag war Tag des offenen Denkmals.
Wir brachen nach dem Frühstück zum alten Stadtbad auf. Auch etwas was ich mir schon ewig vorgenommen hatte anzugucken, was bisher an der Umsetzung gescheitert war. Aber sollte es auch diesmal nicht sein?! Laut Internetseite sollte bereits seit 10 Uhr geöffnet sein. Es war halb 12 aber die Türen waren immer noch geschlossen. Ein Aushang teilte uns dann mit, dass erst ab 13 Uhr geöffnet sei. Viele Leute die zu Fuß hierher gekommen waren, waren reichlich erbost über die Fehlinformation.
Da wir keine 1,5 h davor warten wollten fuhren wir zum Felsenkeller. Ein ehemaliger Eiskeller, der in den letzten Jahren innen grob instand gesetzt wurde und jetzt als Konzert und Partylocation dient. Wir guckten uns alles an, waren aber schon nach kurzer Zeit fertig, da es jetzt nicht so viel zu sehen gab. Es ist noch viel zu tun. Aber der angrenzende Biergarten in der Karl-Heine-Straße ist wirklich sehr zu empfehlen. So hübsch gemacht, es gibt eine kleine Essensauswahl und man sitzt sehr gut.


 
 
 
 
 
 


Weil das Wetter so schön war überlegten wir uns was wir uns noch draußen angucken könnten und kamen auf die Schreberanlage mit dem deutschen Kleingärtnermuseeum. Eine kleine Oase mitten in der Stadt. Wenn man auf die Karte guckt wo man sich gerade befindet und das mit dem ländlichen Bild vergleicht was einem zu Augen kommt, ist man schon sehr verwundert. Viele hübsche Kleingärten und mitten drin eine große Wiese mit Spielplatz, wunderschönem Museeumshaus und Gaststätte mit Biergarten. Wir bestellten uns was zu essen. Ich hatte fast das gleiche wie den Abend zuvor nur diesmal mit Ziegenkäse. War ganz schmackhaft aber dafür, dass es ja am Ende des Tages eigentlich nur ne Gartenkneipe war, waren die Preise zu ambitioniert. Nach dem Essen schlenderten wir durch die Anlage und guckten uns die Museeumsgärten an. Ich erfreute mich an den Spielgeräten. Für Schaukeln ist man doch nie zu alt. Eine sehr hübsche ruhige Anlage in der man gar nicht merkt, dass man mitten in der Stadt ist.

 
 
 
 
 
 
 


Danach versuchten wir unser Glück nochmal am Stadtbad. Inzwischen war es offen und ziemlich voll. Echt beeindruckend. Vor 12 Jahren wurde da drinnen noch geschwommen und inzwischen ist die eine Hälfte ein "lost place" und die andere Hälfte wurde zu einer Eventlocation umfunktioniert und das sogar ziemlich gut. Mit Licht und Stoffen kann man schon viel machen. Am meisten hatte ich mich auf den Saunabereich im Hammamstil gefreut, den man schon des Öfteren auf Fotos sehen konnte. Dazu mussten wir durch ein richtig abgef**ktes Treppenhaus, was in jedem Horrorfilm als Kulisse hätte dienen können. Der Saunabereich war dann allerdings super schick. Da wurden sicher alle Fördermittel reingesteckt. Wir guckten uns alles an und rätselten danach was man aus dem Ding denn noch gewinnbringendes machen könnte. Potenzial wäre auf jedenfall vorhanden aber für was. Ich habe gerade in der Tageszeitung gelesen, dass es Investoren gäbe, die Interesse an einer Rekultivierung als Schwimmbad hätten. So etwas ist in Berlin und Dessau schon gelungen. Wir dürfen gespannt bleiben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zum Abschluss des Tages hatten wir uns noch eine ganz besondere Sache rausgesucht. Ein Braunkohleförderturm. Ich hatte bis dato keinen blassen Schimmer, dass es so etwas mitten in der Stadt geben würde aber nach kurzem Suchen hatten wir das Ding im Stadtteil Dölitz gefunden. Da in den Nebengebäuden eine Ausbildungsstätte untergebracht ist, hatten die Azubis einen niedlichen kleinen mittelalterlichen Markt organisiert mit selbst gebackenem Kuchen und Marmelade und viel Spiel und Spaß für Kinder. Eigentlich nichts Großes aber alle hatten sich so viel Mühe gegeben und ich mag so kleine Märkte mit Selbstgemachtem für wenig Geld. Nachdem wir dort Kaffee getrunken hatten, schlossen wir uns einer kleinen Führung zur Braunkohleförderung an. Teilweise war das selbst für mich ganz interessant, da es auch ein paar alte Fotos gab und mit wenig Mitteln versucht wurde die Vorgänge von damals bildlich darzustellen. Ein schöner Abschluss für einen sehr informatives Wochenende.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 


Abschließend muss ich feststellen, dass man viel öfter Tourist in seiner eigenen Stadt sein sollte, denn es gibt so viel Unbekanntes zu entdecken! EXPLORE!











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