23.09.16 - Scheveningen - Ein Tag am Meer

Ich bin so unendlich dankbar für diesen Tag, für die glücklichen Momente die er mir geschenkt hat. An Tagen wie diesem weiß ich wieder warum ich mein komplettes Geld für Reisen auf den Kopf haue - weil mich einfach nichts auf der Welt glücklicher macht! An Tagen wie diesem grinse ich vor mich hin und strahle von innen heraus, denn ich bin einfach nur glücklich, zufrieden und meine Welt ist perfekt.
Ich weiß nicht was das ist mit dem Meer und den Menschen aber ich glaube für die meisten wirkt ein Tag am Meer wie ein Antidepressivum.

Als ich heute früh aufwachte (wieder zur gewohnten Arbeitsuhrzeit) zeichnete sich schon ab, dass das Wetter traumhaft werden würde und traumhaft blieb es auch den ganzen Tag. Strahlend blauer Himmel und immer mal ein Schäfchenwölkchen. Im Schatten recht frisch und in der Sonne T-Shirt Wetter. Die Vögel trällerten wie im Frühling und mir war klar - das wird mein Tag!

Ich lieh mir im Hotel ein Fahrrad für einen Tag aus, ein orangefarbenes Easyhotel Rad für 12,50€, nennen wir es Oranjie. Ich weiß, dass die woanders wesentlich günstiger sind aber von hier aus ist es einfach am bequemsten.

Da ich zuerst mein Kameraproblem lösen wollte, suchte ich mir ein Fotofachgeschäft Richtung Meer aus und radelte los. Oranjie war eine ganz schöne Klapperkiste und das riesige Kettenschloss war verdammt schwer aber die Kiste tat den Tag über was sie sollte - sie brachte mich schnellstmöglich von A nach B und weil ich ja immer ein wenig überambitioniert bin, am Ende dann durch komplett Den Haag inkl. Scheveningen.  30 km waren es am Ende mit Sicherheit.

Als erstes fuhr ich nochmal am Friedenspalast vorbei um ein Sonnenfoto (alle Fotos heute u für den Rest des Urlaubs leider nur mit Handy) zu schießen. Ich wusste grob wo ich lang musste und sauste durch die kleinen Gassen vers. Wohnsiedlungen. Das Treiben war mal wieder sehr geschäftig, sodass ich Schisser lieber ab und zu abstieg um nicht von der Müllabfuhr umgekarrt zu werden. Irgendwann kam ich an eine große Straße und ich wusste, dass ich dort entlang muss. Leider spielte mir mein Orientierungssinn einen Streich und ich fuhr in die falsche Richtung, sodass ich schon wieder südlich der Innenstadt war, anstatt nördlich, also wieder den ganzen Weg zurück. Zwischendurch 5 mal auf meine Karte gucken. 3 mal wieder umdrehen aber hey, der Weg ist das Ziel und bei solch schönem Wetter kann man auch mal die ganze Stadt abfahren. Irgendwann hatte ich endlich die Frederik-Hendrik-Laan erreicht. Diese wird wegen ihrer niedlichen Cafes, Blumen- und Dekoläden sehr lobend im Reiseführer erwähnt. Zurecht! Den Fotoladen muss man allerdings nicht lobend im Reiseführer erwähnen. Der Mann der eigentlich vom Fach sein sollte drückte, wie ich bereits gestern, wild alle Knöpfe um dann festzustellen - das Ding ist kaputt, man müsste die Kamera einschicken. Schöne Scheiße aber ich habe wenigstens Gewissheit (jetzt wo ein "Fachmann") mit drauf geguckt hat und muss mich mit der Handyfotosituation abfinden.

Weiter gings die komplette lange Straße bis zum Ende auf den Scheveningseweg. Eine sehr schöne Gegend hier. Viele Parks, wunderschöne Häuser - erinnerte mich ein bisschen an München wenn es mich nicht gerade an GB erinnerte.




Ich fuhr ein bisschen durch die Gassen des ehemaligen Fischerdorfs Scheveningen, noch eine asphaltierte Düne hinauf und dann lag es vor mir - das Meer, genauer gesagt die Nordsee. Und was war das für ein breiter Sandstrand. Da können sämtliche Karibikinseln einpacken. So schönen gelben und super feinen Sand hatte ich selten gesehen.



Ich schloss mein Fahrrad an, spazierte den Strand entlang, freundete mich mit ein paar Möwen an, machte Trilliarden Fotos, da ich mich einfach nicht satt sehen konnte und lief dann bis zum Pier. Erinnerte mich irgendwie an ein moderneres Brighton, mit der Seebrücke und dem Kurhaus (heute das Grand Hotel Amrath). In der Seebrücke sind vers. Restaurants und Andenkenläden untergebracht. Interessiert mich nicht so, deshalb ging ich gleich nach oben auf die Aussichtsplattform. War echt schick gestaltet das Ganze mit kleinen Bars und Sitzgelegenheiten. Abends und im Sommer steppt hier sicher der Bär aber Mittags im Herbst war alles geschlossen, was mir zugute kam, denn ich konnte mich auf eines der Sofas in die Sonne legen und dem La Dolce Vita frönen. "Life could be worse" - Ja es hätte mir echt schlechter ergehen können. Windgeschützt, eine bequeme Unterlage, Essen und Trinken hatte ich auch mit. Am Ende hatte ich Schwierigkeiten mich zu einer Weiterfahrt motivieren zu können, denn so schöne Plätze wie diesen hat man nicht allzu häufig aber "andere Orte haben auch schöne Plätze"-oder wie war der Spruch doch gleich;-)










Ich lief durch das etwas ramschige Einkaufszentrum an der Strandpromande. Hm, das hätte ich mir neben dem Grandhotel aber ein wenig luxoriöser vorgestellt als einen Kruidvat (Ramschdrogeriemarkt) und ein paar asiatischen Bekleidungsläden. Schnell wieder raus und das Kurhotel mal von vorn besichtigt. Ein hübscher Eingangsbereich mit Springbrunnen - leider war grad Anlieferungszeit.



Ich lief an der Strandpromande wieder Richtung Oranjie, vorbei an den lustigen Skulpturen wobei die berühmteste hierbei der "Heringesser" ist, viele andere sind irgendwie weniger lustiger. Einige waren eingesperrt, einer saß ganz traurig da, einer war in Ketten gelegt. Man frage mich bitte nicht zur tieferen Bedeutung des Ganzen. Kunst liegt ja auch immer im Auge des Betrachters. Mir gefielen die kleinen runden detailreichen Gesellen jedenfalls sehr, sodass sie für das ein oder andere Foto herhalten mussten.






Es ging mit dem Rad die komplette Strandpromenade entlang, wobei es auch hier wieder einen extra Bereich für Fahrräder gab wie so ziemlich überall in der Stadt. (Die fahren hier trotzdem alle kreuz und quer. Sicherheit wird hier eher nicht groß geschrieben, denn auch die Kinder sitzen ein wenig lavede in ihren sogenannten "Bakfiets". Mich wunderts ja immer wieder warum so wenig passiert). Die Promenade führte bis zum Hafen. Ich hatte von der Seebrücke einen sehr großen Hafen gesehen und dachte, dass ich bis dahin fahren müsste aber ähhm nicht ganz. Was ich gesehen hatte, war bereits der riesige Hafen von Rotterdam (bis dahin wollt ich natürlich nicht radeln). Der Den Haager Hafen war im Vergleich winzig. Ich radelte zur Mole raus und genoss den Blick über ganz Scheveningen und fragte mich mal wieder - warum wollen immer alle nur nach Amsterdam (bzw. die Meisten, denn es gibt auch hier recht viele Touristen)?! Den Haag hat so viel zu bieten und allein das Meer und diese Aussicht überzeugen mich dabei persönlich am Meisten. Aber wir werden sehen ob ich Amsterdam am Ende doch schöner finden werde, denn morgen gehts dort hin.










Jeder Fischliebhaber hätte sich im Hafenbereich pudelwohl gefühlt. Es gab ein Fischrestaurant und Fischverkauf am anderen und alle waren recht gut besucht. Ich fuhr lieber weiter. Eigentlich wollte ich die Strandpromande zurück radeln aber wie das immer so ist mit der Spontanität - es ergab sich etwas anderes. Eine hübsche Kirche und dahinter ging es in eine bunte Seitenstraße, die Kaizerstraat. Warum die nicht im Reiseführer erwähnt wird ist mir ein Rätsel - Tipp von mir - Besucht die Kaizerstraat. So eine niedliche Dorfgeschäftsstraße mit hübschen Cafes aber auch normalen Läden und Supermärkten. Mal nicht nur Galerien und Bekleidungsgeschäfte der gehobenen Kategorie sondern mal eine Straße für den Fischer und die Hausfrau von Nebenan. 





Ich plünderte den Albert Heijn (wie vermutlich jeden Tag. Ich mag mich nicht so gern allein in ein Restaurant setzen und viel zu viel Geld ausgeben). Man findet aber auch jedesmal neue Leckereien. Danach holte ich mir im Käseladen nebenan ein "belegtes Broodjes" mit einem jungen Gouda. Ich hab ja von Käse nicht viel Ahnung aber es sah so wunderbar Holländisch dort aus mit den ganzen Käserädern und dem niedlichen alten Verkäufer mit seinem Halstuch um. 

Ich hatte im Reiseführer was von einem Dünengebiet auf der östlichen Seite von Scheveningen gelesen. Da sollte es jetzt hingehen. Also immer die große Hauptstraße entlang und dann kam doch tatsächlich der Moment wo ich froh darüber war, dass Oranjie eine kleine Gangschaltung hatte. Es ging doch recht steil die Düne bergauf. Dort war ein riesiger Auto und Fahrradparkplatz. Von dort aus ging es ans Meer. Ich lief zum Hundestrand runter, setzte mich in den feinen Sand und breitete mein Mittagessen vor mir aus. Käsebrot und Smoothie. Und schwupp hatte ich einen neuen Freund. Eine Möwe kam herbei geeilt. Erst sehr zaghaft aber langsam kam sie immer näher und stellte sich neben mich und guckte mir beim Essen zu. Ich machte keinerlei Anstalten mein Essen mit ihr zu teilen aber sie wartete geduldig während ich aß und weil sie da so lieb neben mir saß, bekam sie dann auch mein letztes Stück Käsebrot. Das hat die mir sicher schon angesehen, dass ich ihr doch was abgebe.




Langsam wurde es ganz schön frisch. Der starke Wind ging trotz Sonne durch und durch also wechselte ich den Platz und bestieg eine der Dünen auf der ein Häuschen stand mit einer windgeschützten Sonnenbank. Jaaaa, so ließ sich das aushalten. Sonne und Blick auf den Pier und auf der anderen Seite die Skyline von Den Haag - Lieblingsplatz!





Halb 5 machte ich mich langsam auf den Weg zurück. Eigentlich wollte ich noch in einen Park aber irgendwie gibt es hier en masse Umleitungen, sodass ich am Ende gar nicht am Park entlang kam sondern am Knast und einer sehr hübschen Wohngegend. Als ich ein Straßenschild mit der Aufschrift "kleine Schweiz"sah, war ich neugierig und bog mal ab obwohl das so gar nicht meine Richtung war. Leider habe ich nicht rausgefunden warum sich das dort so nennt aber ich vermute, dass es deshalb so heißt weil es dort für holländische Verhältnisse minimal hügelig war.


Zurück ging es dann an der großen Autobahnartigen Straße entlang. Auch hier gab es einen separaten zweispurigen Fahrradweg. Irgendwann kam ich an der Stelle raus wo ich gestern schon mal die Skyline der Hochhäuser fotografiert hatte. Ich wiederholte diesen Vorgang mit Sonne.

Danach fuhr ich nochmal ein Stück in die Einkaufsstraße rein aber diesmal von der anderen Seite die ich noch nicht kannte. Hier war auch das neue Rathaus oder wie die Haager es nennen, der Eispalast, da es ein recht unpersönliches riesengroßes weißes Gebilde irgendeines Stararchitekten ist (beeindruckend wegen seiner Größe aber schön finde ich persönlich es absolut nicht)






Zurück zu ging es zu Fuß durch kleine Innenstadtgassen in denen Fahrrad fahren verboten ist und das war am Ende auch gut so, denn nur so hatte ich die Eingebung mir das Mauritshuis und den Buitenhof  mal von der richtigen Seite und nicht nur vom See aus, anzugucken. Eine gute Entscheidung bei der tollen Abendsonne.









Wieder im Hotel stellte ich fest, dass ich den Sonnenbrand des Jahres im Gesicht habe.

Eigentlich wollte ich heute ja auch nochmal abends raus aber die Faulheit und Müdigkeit siegt deshalb gabs Abendessen im Bett.

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