24.09.16 - "Komm wir fahrn nach Amsterdam"

Was für ein Tag! Laut Schrittzähler bin ich über 14 km gelaufen und hab so viel input bekommen, dass ich physisch und psychisch grad ganz schön Pudding bin, kann aber auch an der enormen Weedwolke liegen, die die Stadt umhüllte (Ja, das mit dem Weed ist hier echt so wie man immer hört. Ich weiß zwar nicht wozu es die ganzen Coffeeshops gibt, denn an jeder Gracht, in jedem Park, auf jedem Platz - es steigen überall herrlich duftende Rauchwolken gen Himmel. Ganz feines Stöffchen haben die hier.)

Ums vor weg zu nehmen - Amsterdam ist schön, keine Frage aber Den Haag gefällt mir persönlich viel besser, da es viel kleiner, viel entschleunigter und generell viel niedlicher ist (außerdem das Meer, Freunde - das Meer) Als der Zug grad Richtung Den Haag Skyline einfuhr, hatte ich so nen richtiges Heimatgefühl und das nach 3 Tagen hier. Ja, das wäre durchaus eine Stadt zum hier leben. Ich liebe mein kleines wunderbares Leipzig aber ihm fehlt halt das Meer.

Ich war mal wieder super zeitig in den Gängen und zog bereits kurz nach 9 Richtung Bahnhof los. Herrlich friedlich war die Stadt um diese Zeit. Die meisten Geschäfte hatten noch geschlossen also nutzte ich die Gunst der Stunde und lief nochmal durch die Passage - eine wunderschöne alte Einkaufsstraße mit Überdachung im Mailändischen Stil. Sehr vornehme Läden fanden sich dort. 














Ich deckte mich mit Frühstück ein - 3 mal dürft ihr raten wo und 9:44 fuhr der Zug nach Amsterdam. Ich zahlte 24 € für eine Tageskarte (2 € günstiger als eine Einzelfahrkarte). So eine schöne Zugfahrt. Das war wie sich  48 Minuten ein Bilderbuch übers Holländische Landleben anzusehen. Windmühlen, Grachten mit Hausbooten, Kühe die sich mit Schafen die riesen Wiesen teilten (Ich hoffe das sind die Milchkühe die hier für den leckeren Käse verantwortlich sind), Felder voller Blumen (jahreszeitbedingt keine Tulpen aber so buntes Zeug was halt aktuell wächst), Menschen auf Rädern, ganz viel Wiese, Feld, Wasser und Häuser die wie Schlösser aussahen mit Shettlandponys davor. Man bekam richtig Lust auch mal Urlaub auf dem Holländischen Land zu machen.

Angekommen am Bahnhof lief ich gleich erstmal in die falsche Richtung weil ich mich von einem Bootpiktogram leiten ließ und dachte, dass dort die Grachten liegen aber nö, dort fuhren die richtig großen Dampfer, nämlich die Fähren zu den anderen Stadtteilen. Na gut, hatte ich die moderne Wasserfront auch mal gesehen.


Also wieder in die andere Richtung, vorbei am riesen Fahrradparkhaus. Schon irre die Sache mit den Rädern. In Den Haag zu fahren war ja ganz nett aber in Amsterdam würde ich das schlichtweg für Selbstmord halten. Ich hatte auch einige Aufkleber und Graffitis gesehen auf denen stand, dass man Touristen bitte keine Bikes geben soll. Hin und her - Ohne Sinn und Verstand und zugedröhnt - ein regelrechtes Kamikaze Himmelfahrtskommando und als Fußgänger hat man da auch nix zu lachen. 

Ich steuerte den Grachtenhafen an und nahm den erst besten Dampfer der grad mit Menschen beladen wurde. Irgendwie reichlich doof von mir, denn "Canal Lovers" waren die teuersten und das Boot hatte Fenster also zum Fotografieren reichlich ungeeignet und das 3 Leute nebeneinander saßen erschwerte die Sache noch zusätzlich. Die Fahrt an sich war aber recht interessant und der Captain verdammt gut drauf. Da wurde gesungen und getanzt und um Küsse gebeten. War schon als Start ganz niedlich. Und da ich ja ein Fuchs bin, zeichnete ich die Route in meiner Karte nach und markierte Orte die vom Wasser aus so toll aussahen, dass ich sie nochmal zu Fuß besuchen wollte.






Wieder an Land lief ich die Brouwergracht runter, bog dann ein paar mal links und rechts ab, die Kaizergracht entlang und landete dann am Noordermarkt. Zwischendrin immer mal ein Päuschen. Großes Manko - es gibt viel zu wenig Bänke also setzte ich mich auf den Boden und ließ meine Beine in die Gracht baumeln. Das war schon ziemlich herrlich dort. Ein schickes Haus neben dem anderen, verrückte und stilvolle Hausboote, Coffeeshops, süße Cafes. Voll aber nicht zu voll. Hier ließ es sich aushalten. 








Da das ja aber nicht die ganze Stadt war gings zum Bio-/Kitsch-/Stoffmarkt an der Noorderkerk. Der Bioteil was ja voll meins, leider war es so ein Gedränge, dass man eher durchgeschoben wurde als in Ruhe zu gucken. Super leckere Backwaren, Käse, Obst und Gemüse, frische Pilze, Bienenpollen, Aloe Vera Pflanzen - Dinge die "organic, raw, vegan" usw. waren - also voll mein Ding!






Danach ging es die Prinsengracht runter am Anne Frank Haus vorbei zum Westermarkt (wie ich mitbekommen habe waren dort selbst für morgen schon alle Karten komplett ausverkauft - zum Glück bin ich ja eh kein Musseumsfreund und verbringe meine Zeit lieber im hier und jetzt und draußen und ohne horrenden Eintritt und Wartezeiten). 
das schmalste Haus in Amsterdam mit 2,50 m 






Richtung Innenstadtkern wurde es dann auf einmal so verdammt laut und wuselig und stinkig und dreckig und großstadtmäßig. Bäh, das war ja gar nicht mein Ding. Wenn man die Bilder von Amsterdam sieht, dann denkt man immer an niedlich und gemütlich aber das Amsterdam eine Millionenmetropole ist, vergisst man immer mal und das wurde am Königlichen Palast mit den umliegenden Einkaufmeilen nur allzu deutlich. Das Samstag war kam sicher noch erschwerend hinzu. Da war ich von gemütlichen sonnigen Grachten mitten im samstäglichen Shoppingwahn gelandet. Bloß schnell wieder weg hier. 





Nachdem ich ein paar Hundert Meter die Einkaufsstraße mitgeschleift wurde, nutzte ich die Gelegenheit und bog in die nächst beste Seitengasse ab um aus dem Gewusel raus zu kommen. Was für eine Wohltat! Am Amsterdam Musseum waren in den Außenwänden vers. Verzierungen eingelassen wurden, die vorher an anderen Häusern der Stadt befesigt waren ,die aber im Krieg oder bei Bränden zerstört wurden. Nach kurzem Suchen fand ich dann auch den Begijnhof, der über eine kleine alte Haustür zu erreichen war. Es war ein bisschen als wenn man ins Wunderland durch eine kleine Tür eintrat. Auf einmal befand man sich in einer anderen Welt. Draußen lärmende Shoppingwütende und drinnen alles kleine Häuschen, eine Kirche, ein Holzhaus von 1472 (eines der ältesten Häuser der Stadt), eine Wiese und vorallem Ruhe. Hier wohnen sogar noch Menschen, sodass ein großer Bereich des Hofes für Besucher abgesperrt war.





Frisch Energie betankt wieder raus ins Gewusel zum Bloemenmarkt an der Singelgracht. Wurde im Reiseführer herrlich beschrieben, war aber am Ende so nen Touristending (ich glaub kaum, dass da Einheimische ihre Blumenzwiebeln kaufen). Es gab dazwischen ganz viele Andenken- und Touristenkäseläden und sogar ein Magic Mushroom Museeum.  Bei so viel Touristenwahnsinn bin ich raus!








Ich lief schnell weiter zum Rembrandtplatz, wo heute eine Demo stattfand. Ich glaub irgendwas für oder gegen Tiere. Ich schoss schnell ein Foto vom Herrn Rembrandt und verschwand wieder in den ruhigeren Grachtenbereichen. So schöne Häuser und die ganzen Boote und nicht so überlaufen. Wunderschön! Ich wollte unbedingt ein Foto von der "Magere Brug" - der skinny bridge, die schon im James Bond Streifen "Diamantenfieber" von 1971 ihren Starauftritt hatte. Die dürre Brücke ist so eine weiße hübsche Klappbrücke über der Amstel die bei Bedarf mit der Hand hoch und runter geleiert wird (kommt nicht so häufig vor da meist flache Boote in den Grachten verkehren). Ich hätte mitzählen sollen über wie viel Brücken ich heute gelaufen bin aber 20 waren es mit Sicherheit. Immer auf der Jagd nach einem noch schöneren Fotomotiv. 










Ich setzte mich eine Weile vor die niederländische Hermitage (mit Kunst und Kultur und Museen haben sie es hier) und schaute dem Treiben auf dem Wasser zu. Was da für Parties auf den Booten gefeiert wurden. Die jungen reichen wilden spritzen mit Champagner Flaschen durch die Gegend, die englische Jugend genoss lieber Joint mit Heiniken und lautem Gesang, schicken älteren Herren im feinen Zwirn wurde auf den Booten Kavier serviert, verliebte Pärchen schipperten auf kleinen Ruderbooten durch die Gegend. Für jeden gab es das richtige Boot sozusagen. 



Vorbei am Rathaus/Theater Mischmasch Konzept (kein Foto weil zu hässlich) was mich architektonisch noch viel weniger überzeugt hat als der Den Haager Eispalast, ging ich wieder Richtung Hauptbahnhof aber mit einem Abstecher übers Oosterdok um mir schon mal mein "Hotel" für die morgige Nacht anzusehen. Das das so eine geile Lage hat, hätte ich bei den Booking Bildern nun wirklich nicht erwartet. Ich bin schon sehr gespannt auf Morgen. Von dort aus sah ich das Nemo - das Wissenschaftsmuseeum zum Anfassen und was machten die ganzen Menschen da auf dem Dach?! Das will ich auch! Also nix wie drauf los gesteuert u die Treppen erklommen. Was für eine geile Location. Ich war hin und weg. Ich hatte meinen Lieblingsort in Amsterdam gefunden. Die Sonnendachterrasse mit Cafe und Wasserspielen und das ganze auch noch für Lau mit grandiosem Blick über die Stadt. Ich blieb hier noch eine Weile bevor ich den Heimweg Richtung Bahnhof antrat und halb 6 mit dem Zug wieder nach Den Haag zurück fuhr.














Dort plünderte ich mal wieder den Albert Heijn (ich möchte bitte, dass diese Supermarktkette nach Deutschland importiert wird. Die Auswahl ist der Shit des Universums!!!) und ging über die Plein und den Innenhof zum Hotel zurück.
Verrückt, hier gibt es Läden nur mit Automaten wo es Burger, Döner usw. gibt
Zum Abendessen gab es diesen unfassbar leckeren Quinoa Salat. Ich würde behaupten wollen, das Beste, was ich je gegessen habe. Quinoa, Edamame, Möhren, Koriander, Pistazien, Mandeln und dazu eine asiatische Soße. Im Restaurant hätte man für solch fancy Salat wieder mind. nen 10ner aufn Tisch gelegt.

Wie ich mich morgen überhaupt noch bewegen soll weiß ich nicht. 3 Tage hintereinander mind. 10 km laufen ist echt zu viel für mich. Morgen mach ich mal nen ganz ruhigen wenn ich mit meinem ganzen Gepäck in Amsterdam angekommen bin (hab ja den wichtigsten Teil der Stadt heute schon erledigt)

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