26.09.16 Amsterdam - time to say goodbye

Ich schreibe diese Zeilen während ich im Zug von Dresden nach Leipzig sitze. Schon verrückt - heute Mittag bin ich noch durch Amsterdam spaziert und nun bin ich wieder hier. Fliegen ist schon echt ne geile Erfindung - Air polution hin oder her: Es lebe die Freiheit!

Meine Nacht war kurz und irgendwie anstrengend. Die Dame in der Kajüte neben mir hielt es nicht für nötig ihren Handyton auszumachen und da sie und ich das Fenster aufhatten, war es als wenn sie genau neben mir lag und mit der ganzen Welt kommunizierte. Dabei hatte sie noch den nervigsten Piepton ever ever. Ich war genervt! Dann war in der Nacht großes Kommen und Gehen. 2 Uhr nachts kamen noch Leute an und 4 Uhr früh gingen die ersten schon wieder und auf so nem Schiff hört man ja alles. Ich war also ständig wach. Auf nem Schiff schlafen ist schon echt ne grandiose Sache und auf Grund der tollen Lage und dem guten Preis, kann ich das auch jedem empfehlen aber eine Nacht ist vollkommen ausreichend. Auch die ganze Dusch- und Toilettensituation ist ja nix für mich. Ich würde normalerweise nie ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad buchen aber für eine Nacht ging das schon mal. 

Der Bootsbesitzer empfing mich im Frühstücksraum vor allen anderen Gästen mit einem " Na Schatzi wie hast du geschlafen?" - Sowas ist mir ja reichlich unangenehm. Das Frühstück war richtig gut. Hatte ich ja gar nicht erwartet. Es gab Pannenkoekjes und vers. Brot und Brötchensorten und ganz viel tollen Käse und vers. Müslisorten und bisschen Gemüse. Da war für jeden was dabei.

Ich ließ meinen Reiserucksack dort und zog viertel 10 nochmal Richtung Albert Cupy Markt los. Der Weg ging durchs jüdische Viertel, an der magere Brug vorbei und über diverse Grachten bis ich im Stadtteil Zuid war. Ich war viel zu zeitig und die Hälfte der Stände war noch mit Aufbauen beschäftigt. Aber das war nicht so schlimm, denn ich wollte ja eh nur mal gucken. War super interessant, denn es gab alles. Die typisch niederländischen Dinge wie Blumen, Käse, Fahrräder und Socken mit der Marijuana Pflanze drauf aber eben auch die verrücktesten Lebensmittel aus aller Welt, Waschmaschinen und Dessous (besonders putzig zu beobachten war, wie der etwas schmierige alte Verkäufer ganz hingebungsvoll der Schaufensterpuppe die Dessous anzog). Der Markt war echt riesig und ich will nicht wissen was hier Freitags oder Samstags los ist. Ich kaufte mir nur einen frisch gepressten Orangensaft (super günstig für einen Euro. Im Albert Heijn hatte eine kleine Flasche "Selbstgezapfter" gestern auch nur 1,25€ gekostet).






Danach lief ich zum Sarphatipark. Ein kleiner niedlicher Stadtteilpark mit Ententeich und irgendeiner Gedenksäule. Ich machte ein Päuschen in der Sonne. Generell war das Wetter heute eher durchwachsen. Hauptsächlich bewölkt und nur vormittags ließ sich ab und zu die Sonne blicken. Ich durchforstete meinen Reiseführer und stellte fest, dass mir nur noch an wenigen Stationen ein Haken fehlte und da ich bei sowas ja sehr ehrgeizig bin, nahm ich mir vor noch alle machbaren fehlenden Stationen mitzunehmen. Ich machte mir einen groben Tourplan und lief los. Wieder an der Heineken Brauerei vorbei und zum Blumenmarkt. 


Bis dahin kannte ich die Strecke schon und nun ging es der/die/das Rokin entlang. Zwischendrin zeigte mein Fuß arge Ermüdungserscheinungen aber Zähne zusammenbeißen und los! Der Amsterdam Dungeon und ein paar Geschäfte (ich kaufte mir auch noch ein kleines Mitbringsel). Am Ende kam ich wieder am königlichen Palast raus. Zum Montag war es hier nicht so voll und deshalb um einiges angenehmer. Ich lief durch ein paar kleine Gassen um die noch fehlenden Punkte meines Reiseführers zu besichtigen - das ostindische Haus, das kleine und große Treppenhaus (hat nix mit der Treppe zu tun sondern mit dem Erbauer), die oude Kerk und die Börse. Zwischendrin holte ich mir noch so fancy Weedkaugummies. Verschwindend geringer THC Anteil aber probieren wollt ich die trotzdem mal. In dem Laden deckte sich grad ein recht fromm aussehendes britisches Rentnerehepaar mit Haschcookies ein. Sehr sympathisch. Also was soll ich zu den Kaugummis sagen - sie waren lecker. Schön minzig mit einem leichten Dopeunterton. Wirkung: hm, ich bilde mir ein minimal etwas gespürt zu haben, war aber vermutlich eher nen Placeboeffekt. Nachdem ich mal wieder ein Päuschen gemacht und meine Beine in die Gracht gehangen hatte, lief ich weiter und schwupp die wupp stand ich auch schon wieder mitten im Rotlichtviertel, aber Montags scheint das hier wie mit den Museen zu sein - es haben nur wenige geöffnet *räusper*








Das Wetter war inzwischen richtig grau geworden, sodass mir der bald nahende Abschied nicht allzu weh tat und hey, ich hatte alles gesehen! Wie gesagt, Museen nicht von innen aber das halte ich auch nicht für notwendig.




Ich ging über den Hauptbahnhof und deckte mich beim Albert Heijn (oh wie werde ich dich vermissen, meine große Supermarktliebe. Ich würde nur deswegen nochmal in die Niederlande fahren - kein Witz!) mit kleinen Leckereien ein.

Danach ging ich nochmal auf meine Lieblingstoilette in der Bibliothek (so eine schöne moderne Bibliothek und alles so sauber und die Toilette war genauso ordentlich) und holte danach meine Sachen vom Hotelboot ab.

Ich dachte ich wäre ein bisschen früh dran als ich um 1 mit der S-Bahn zum Flughafen fuhr aber mein Tipp an alle: plant für den Flughafen ganz viel Zeit ein, kommt nicht auf den letzten Drücker. Ich hab heute ganz viele gesehen, die ihren Flug verpasst haben. Die S-Bahn vom Bahnhof fährt mind. alle 10 Minuten, das ist nicht das Problem aber der Flughafen ist riesengroß und allein in der Sicherheitskontrolle muss man mindestens 30 Minuten anstehen. Und danach muss man auch noch sein Gate finden und legt dabei Kilometerweite Wege zurück. Ich habe ja nun schon viele Flughäfen gesehen und ich hasse zb. Frankfurt wegen seiner Unübersichtlichkeit aber Amsterdam ist durch diese sternförmige Aufteilung und die weiten Wege nochmal ne Spur härter. Ich war 3 h eher dort und habe da drin 1,5 h bis zu meinem Gate gebraucht.

Mein riesen Rucksack wurde zwar von den Mitreisenden komisch angesehen aber KLM scherte sich wieder nicht drum aber ich glaub meine Reisen bei denen nur Handgepäck erlaubt ist, mach ich in Zukunft lieber wieder mit meinem Koffer. Das ist mir einfach zu viel Aufregung, wenn ich jedes Mal Angst haben muss, dass der Rucksack zu dick fürs Handgepäck ist und der Koffer lässt sich auch irgendwie schöner packen und für mich mit meinen Rückenproblemen sind 9 kg Gewicht da drauf über eine längere Dauer schon zu viel. Der Rucksack ist toll aber eher für kleine Wochenendausflüge wo man nicht viel mit laufen muss.

Der Flug war entspannt, in Dresden hatte ich Glück, dass ich nichts vom Gepäckband brauchte, denn es kam gerade eine S-Bahn und ich hatte einen guten Anschluss an den Zug nach Leipzig. In ca. einer halben Stunde bin ich wieder zu Hause und morgen auf Arbeit wird alles so sein als wenn nichts gewesen wäre, denn für meine Kollegen war ich ja nur 3 Tage nicht da. Mir kam die Reise aber vor wie 2 Wochen. Ich habe so viel Wissen und Eindrücke in mich aufgesaugt und so viele lebenslange Erinnerungen gesammelt.

Ich habe in 5 Tagen zu Fuß laut Schrittzähler über 70 km zurück gelegt und bin ca. 30 km Rad gefahren. War mit dem Flugzeug, der S-Bahn, dem Zug, dem Rad, auf dem Boot und zu Fuß unterwegs. Habe zwei komplette Reiseführer leer geguckt und kein einziges Mal "richtig" gegessen oder mehr als 6 h geschlafen.

Holland ist so wie man es erwartet. Voller Wasser, Wiesen, gechillter Menschen und dabei wahnsinnig gemütlich. Holland hat Stil und Holland ist uns weit voraus. Auf jedem Parkplatz gibt es mehrere Säulen um die Batterie des Elektroautos wieder aufzuladen. Ich habe so viele Tesla wie noch nirgends gesehen. Es gibt Sterbehilfe und Leihmutterschaften und Cannabis wird nicht als Droge angesehen. Es wird viel Wert auf Biolebensmittel gelegt. Es wird hauptsächlich Rad gefahren (Tipp von mir: Fahrt niiiiemals mit dem Auto nach Amsterdam rein. Wenig Straßen, viele Baustellen = Verkehrschaos). Man sieht vieler Orts Windräder und Solaranlagen. Ja irgendwie erscheinen mir die Niederlande durchaus fortschrittlicher.

Ich denke es wird nicht mein letzter Trip nach Holland gewesen sein, denn es war rundum perfekt und jeden Cent wert (auch wenn ich so viel mehr ausgegeben habe als geplant)
Danke Holland für deine Gastfreundschaft, das leckere Essen, die guten Unterkünfte und für das perfekte Wetter. Danke!

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