Revelstoke - the real life version auf Stars Hollow - 7.7.-9.7.17

Vom Bus rausgelassen an der Autobahnraststätte des Highway 1, stand ich da verlassen und sah erst mal nichts von einem richtigen Ort. Bei schweißtreibenden schwülen 33 Grad folgte ich der Ausschilderung nach Downtown und landete in einem 7000 Seelen Örtchen in British Columbia mitten in den Rocky Mountains. Warum ich hier gelandet bin, ist ganz einfach. In den Rockies gibt es quasi nur 4 richtige Orte. Banff, Jasper, Golden und Revelstoke. Banff und Jasper sind so die Haupttouristenorte. Viel los und alles sehr teuer. Ich wollte aber auch mal 2 Tage in den Rockies verbringen ohne das alles so wuselig ist und ich mich mal von meiner Woche "hustlen" erholen kann und so bin ich auf Revelstoke gestoßen.

Busfahrt mit Greyhound:
Unser Busfahrer war der erste nicht freundliche Mensch in ganz Canada. Ok, der Mann hat auch nen Scheiß Job. Über 1000 km von Calgary nach Vancouver fahren und an jeder Station neben den Menschen auch noch Frachtgut ein- und wieder ausladen. Da darf man auch mal etwas rauer im Ton sein. Ansonsten habe ich mich gewundert warum die Fahrt von Banff nach Revelstoke nur 3 h dauert und die Fahrt von Revelstoke nach Banff dann 5 h. Ich dachte ja erst, dass es daran liegen würde, dass wir jetzt die ganze Zeit bergab gefahren sind, aber nö, ich hab mal wieder die Zeitzone gewechselt und befinde mich nun 9 h zurück. Ich saß erst neben einem Mann den ich so für Ende 30 gehalten hätte, bis er mir dann erzählte, dass sein Sohn mal eine Zeit lang in Deutschland studiert hat. Die Bergluft scheint jung zu halten. Er war dann auch noch so nett und hat mir seinen Fensterplatz angeboten, damit ich die grandiose Aussicht besser genießen kann. Man kann sich aber auch einfach nicht satt sehen. Diese schneebedeckten Berge, der viele Wald und dieser grüne reißende Fluss, der sich durch das Tal schlängelt. Wahnsinn!

Unterkunft:
Ich dachte nach all den geteilten Badezimmern und Jugendherbergeähnlichen Unterkünften lass ich es zur Entspannung mal krachen und gönne mir ein größeres Zimmer mit eigenem Bad. Unterkünfte sind in Canada generell echt teuer und die meisten sehen dann auch noch total nach 80ern aus. Beim Alpine Inn hatte ich Glück. Das ist so ein typisches Motel wie man es aus amerikanischen Filmen kennt, geführt von einer super lieben Asiatin und deshalb sieht das Zimmer auch aus wie eines aus Bangkok.
Frühstück gibts auch und das ist für Canadische Verhältnisse gar nicht mal so übel. Es gibt sogar Waffeln und Körner Bagel. Zwar wieder nur süßen Belag aber wir wollen ja mal nicht ningeln.

Wetter:
Ich hab ja viel erwartet von den Rockies. Schnee, Regen, ungemütlich. Alles. Aber nicht, dass ich bei 36°C gegrillt werde wie eine Backkartoffel. Ich sehe so rot aus wie ein halbgares Roastbeef. 

Die Landschaft:
Fragt mich nicht auf welcher Höhe wir uns befinden aber auf jedenfall einiges tiefer als Banff aber die Berge ringsrum sind trotzdem noch Schnee bedeckt. Revelstoke liegt außerdem am Columbia River. Dieser ist so breit, dass er eher wie ein See wirkt. 


Fahrradtour:
Protipp: Die netten Jungs und Mädels von der Touristeninformation verleihen kostenlos für eine Stunde so lustige Beach Cruiser Räder. Ich hab meine Stunde genutzt um den Green Belt abzufahren. Das grüne Stück zwischen Columbia River und Holzkraftwerk. Ich bin das später nochmal gelaufen aber dazu gleich mehr. Ich finde die Idee jedenfalls ausgesprochen gut und die Dinger fahren sich auch echt super.


Wanderung durch die Wetlands: 
Nachdem ich mit dem Fahrrad den normalen Weg erkundet hatte und von dort aus, die Wanderwege in die Wetlands rein gesehen hatte, wollte ich da natürlich auch noch mal lang. Also nach dem Fahrrad wegbringen bei zarten 36°C einmal durch die ganze Stadt ohne ein bisschen Schatten. Ich wollte erst eine andere Strecke laufen, die weiter gewesen wäre aber es war gut, dass ich dafür zu kaputt war, denn diese Strecke stand eh unter Wasser und mein weiterer Weg wäre völlig umsonst gewesen. So, ging es über den Spielplatz/Trimm-dich-Pfad in den Wald wo endlich Schatten war. Hach war das herrlich hier. Ganz viele Wildblumen, vers. Vögel, eine schattige Bank und eine hübsche Brücke über den Illecillewaet River (klingt irgendwie Thailändisch). Ein ganz toller Weg und normalerweise auch ein Rundeweg aber die Gletscher schmelzen und die Flüsse stehen verdammt hoch und überschwemmen alle Wege. Deshalb musste ich auch die gleiche Strecke wieder zurück wie ich schon mit dem Rad gefahren war. Aber am Ende ist man ja immer stolz wie weit man wieder gelaufen ist.

Woody Woodpeaker




ein Osprey
"Downtown":
Die Hotelbesitzerin hat mir auf einer Karte lang und breit erklärt, was es denn alles für Sehenswürdigkeiten hier geben würde. Das Feuerwehrmuseeum, das Eisenbahnmuseeum (der Ort muss wohl um 1900 rum, mal der Eisenbahnhandelsort schlechthin gewesen sein) und ein Schwimmbad, das ich frei nutzen könnte. Außerdem, erklärte sie mir würde es die große Hauptstraße geben mit vielen Geschäften und Restaurants. Sie wirkte so stolz auf ihre Stadt. Ich guckte mir erst mal den kleinen Weg am Fluss an und lief dann nach Downtown. Als ich den Straßennamen las, den sie mir als Einkaufsstraße präsentiert hatte, musste ich schmunzeln. Gefühlte 100 m lang, mit ein paar Geschäften, Cafes und einem alten Kino. Sehr niedlich aber soooo klein. 



Summer Street Fest:
Im Sommer findet jeden Abend am Grizzly Plaza (dem Ende der unfassbar großen Einkaufsstraße) ein kostenloses Live Konzert statt. Sowas lass ich mir doch nicht zweimal sagen. Überall waren Stühle aufgestellt, viele hatten sich in den umliegenden Restaurants niedergelassen und ein süßer Junge hatte seinen Wassereisstand schon in Position gebracht. Freitag Abend spielten "The Eisenhauers" ein Ehepaar hier aus der Gegend was so ganz wundervolle Folk/Country Music macht (total in Richtung von Angus und Julia Stone). Sie hatten auch noch ihren süßen Schäferhund Nico mit, den ich eine Weile bespaßte. Während ich da so saß mit meinem Mojito Popsicle (Wassereis) und der Music lauschte und mich so umguckte, stellte ich fest, das sieht hier aus wie in Stars Hollow von den Gilmore Girls. Ein Pavillion wo Folkbands spielen, ein altes Kino, ein Cafe das ein wenig an Lukes Diner erinnert. Ich war entzückt. So ein richtig schöner Sommerabend mit guter Musik und tollem Ausblick auf die umliegenden Berge. Am Samstag spielten "The Om Sound"eine Mischung aus Blues, Jazz, Hip Hop und Goa. Total schräg. Diesmal gab es ein Sangria Popsicle von einem anderen zuckersüßen kleinen Jungen. Aber irgendwie war Samstag viel weniger los und einige Restaurants auch geschlossen. Fand ich recht ungewöhnlich. Wo waren die ganzen Menschen zum Samstag Abend???



Farmers Market:
War am Ende weniger Farm und mehr so ein schicker Hipstermarkt aber sowas guck ich mir auch gern an. Vodkaverkostungen, Wein, Töpferwaren, Schmuck, Bilder und dazwischen immer mal ein Stand mit Gemüse und Kirschen. Sehr hübsch anzusehen und auch gut besucht. Für mich gabs nur eine Lavender Lemonade. 



Food und Shopping:
Ich weiß echt nicht warum aber diese winzige Stadt hat irgendwie die coolsten Einwohner. Ganz viele so in Richtung Surfer/ Skateboard Jungs und Mädels. Und in diese Richtung gibt es auch viele Läden, so auf Mountainbiking, Outdoor usw. ausgerichtete coole Stores. Außerdem gibt es super süße Läden wo es Selbstgemachtes nur aus Canada gibt, also z.B. Schmuck aus Vancouver oder Kerzen aus Calgary usw. Alles irgendwie ziemlich hipster und voll mein Ding. Es gibt auch ein Cafe (The modern Bakeshop) was so in diese organic regionale Produkte Richtung geht. Dort  hab ich etwas super leckeres veganes gegessen. So eine Art Samosa. Ansonsten gibt es alles von Canadisch über Italienisch bis hin zu Vietnamesisch. Ich hab mal den örtlichen Supermarkt ausgecheckt weil mir die Dame vom Hotel gesagt hat, dass man dort auch Sandwiches und Salate kaufen könnte und da ich eh vor hatte mich mit meinem Essen zum Summer Street Fest zu setzen,war das die beste Option, allerdings nicht für meinen Geldbeutel, denn Heidewitzka, war das ein teurer Supermarkt. Vielleicht weil die das ganze Zeug erst mal in die Berge bringen müssen oder weil es generell eine teurer Kette ist?! Keine Ahnung. Aber unschön aussehende kleine Sandwiches für 8 C$ fand ich nicht gerade preiswert.




Persönliches:
Endlich mal ein Ort wo ich entspannen kann. Alles ist hier so schön ruhig und so friedlich. Ich hab keinen Plan, den ich abarbeiten muss, denn wenn man kein Auto hat (ich glaub ich bin hier die einzige ohne Auto), kann man hier gar nicht allzu viel machen außer spazieren gehen, Fahrrad fahren, essen und schlafen und das ist genau das was ich gerade brauche, bevor es wieder in die ganzen aufregenden Orte wie Banff und Jasper geht.

Fazit:
Wer Action sucht, ist hier nicht unbedingt richtig aber zum Entspannen ist der Ort einfach nur perfekt und empfehlenswert.

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