02.04.2016 - Sri Lanka - Nuwara Eliya: English Summer Rain

Ich hätte es ja nie für möglich gehalten aber ich friere mal in Sri Lanka.

Heute früh bekam ich doch tatsächlich ein Frühstück in meinem 14 € Zimmer. Nichts wildes aber immerhin einen frischen Melonensaft zu meinem Toast. 

Gegen 9 holte mich ein Tuk Tuk ab und wollte für die kurze Strecke viel zu viel haben aber meine Bequemlichkeit musste ich halt bezahlen.


Am Bahnhof war es schon ordentlich voll aber hauptsächlich mit Touristen. Ich fühle mich dann immer gleich viel sicherer obwohl das bestimmt Quatsch ist, denn "Weiße" sind ja meist die größeren Verbrecher. Aber wenn ich irgendwo deutsch höre, dann fühle ich mich besser aufgehoben und am Bahnsteig hörte man zu 40% deutsch. Der Zug trudelte ca. 15 min später ein. Es war der blaue, "Udarata Menike", das Bergmädchen. Der rote ist das kleine Mädchen. Ich hatte beim Kauf meines Tickets auch gleich einen Sitzplatz zugewiesen bekommen aber genau an dem Waggon gingen die Türen nicht auf, sodass wir in einen anderen einsteigen mussten. Das Einsteigen war gar nicht so einfach weil 3. Klasse Passagieren kein erhöhter Bahnsteig mehr gegönnt war und man ganz schön klettern musste und das mit Gepäck. Ich hatte Glück und hatte einen Fensterplatz in Fahrtrichtung auf der linken Seite zugewiesen bekommen, angeblich die bessere Seite aber ich fand, dass das keinen großen Unterschied machte. Beide Seiten boten atemberaubende Ausblicke. Neben mir saß ein älteres Schweizer Ehepaar. Die erste Stunde Fahrt war dann super entspannt, da der Waggon nur zu 30% gefüllt war und man sich immer mal an den besseren Sichtplatz setzen konnte.
Der Zug war einiges bequemer als die 3. Klasse beim Küstenzug. Kein Wunder das der deutlich mehr kostete und man fuhr auch über 3 h. 


Die Fahrt war der Wahnsinn. Jeder der nach Sri Lanka kommt, sollte diese Fahrt gemacht haben. Ich habe selten etwas so schönes gesehen. Ich hatte heute mal wieder Glück, nämlich mit dem Wetter. Strahlend blauer Himmel, Schäfchenwolken und ein grandioser Blick in die Berge und die nicht enden wollenden grünen Teeplantagen. Ich hatte im Vorfeld ja einige Reiseberichte über die Zugfahrt gelesen und jeder überschlug sich darin vor Begeisterung. Zu Recht!!! Ich war regelrecht gerührt von so viel Schönheit die die Natur einem dort bot. 










Die große Eisenbahnbrücke, die ich gestern erwähnt hatte, lag leider auf der Strecke nach Badulla und nicht nach Kandy. Schade, aber so ging es über kleine Brücken, viele Tunnel, durch Wälder, über Teeplantagen, durch Dörfer und über wolkenbehangene Bergpässe. 

Nach der ersten Stunde wurde es ein wenig voller im Zug und die Schweizer und ich bekamen eine Sri Lankische Familie mit zwei Kindern als unser gegenüber. Die kleine etwa 4-jährige Tochter testete ab und zu mal ihre Grenzen aus und wippte mit ihren Füßen gegen meine Schienbeine aber das machte sie nicht lange, denn sofort gab es Anschiss vom Papa. Auch jeglicher lauter Gesang oder Angetatsche von Dingen die ihr nicht gehörten wurde sofort unterbunden. Hier werden Kinder scheinbar noch richtig erzogen und hören auf ihre Eltern.

Ich war von da an für die nächsten 2 h in meinem Fensterplatz eingeklemmt aber das war ok, denn ich war eh die meiste Zeit mit fotografieren beschäftigt, da sich hinter jeder Kurve eine noch schönere Aussicht auftat. Eine unvergessliche Fahrt.

Beim Aussteigen am Bahnhof von Nanu Oya hatte ich dann wieder ganz schön mit dem Höhenunterschied und meinem Gepäck zu kämpfen. Als ich endlich auf dem Bahnsteig war, wollte ich mir gleich noch meine Weiterfahrt sichern aber Pustekuchen, man konnte keine Tickets reservieren also muss ich morgen zeitig am Bahnhof sein und hoffen, dass ich noch ein 2. Klasse Ticket erwische, denn hier in Nanu Oya wird der Zug scheinbar sehr voll.

Am Ausgang wurde man gleich von zahlreichen Taxi und Tuk Tuk Fahren angesprochen. Der erste sagte was von 400 R. Da sagte ich nicht nein, denn ich hatte mit 1000 R gerechnet, da es doch ein paar Kilometer sind. Es war dann sogar ein Van, der dann noch ein deutsches Ehepaar mit aufgabelte mit denen ich mich noch kurz unterhielt. Ich wurde zu meinem Hotel gebracht was genau am Markt liegt, sofern man das so bezeichnen kann.

Ein hässlicher Klotz. War ja klar, dass das ganze für 17 € kein 5 Sterne Hotel (Milano Inn) sein würde aber so übel ist es gar nicht und alles ist besser als das verschimmelte Thai Lanka Hotel. und die Lage ist definitiv eine 1+.

Ich checkte kurz im Zimmer ein paar Mails als es plötzlich klopfte und ein Hotelangestellter mir freudig "Teatime" entgegen rief und ein Tablet mit schwarzem Tee und Schokokuchen auf dem Tisch abstellte. Wow! Damit hatte ich ja nun nicht gerechnet und war begeistert.


Als ich mich auf den Weg machte, die recht kleine und fußläufige Stadt zu erkunden, war es leider inzwischen ganz schön Wolkenverhangen aber ab und zu lugte mal leicht die Sonne durch, was für die Wetterverhältnisse hier richtig gut sein soll. Und kalt war es auch nicht mit 23° C. 

Ich ging zuerst über den Basar. Etwas gruselig, dieses enge Menschengewusel, deshalb schnell zur hübschen alten roten Post.
Das typische Fotomotiv, leider bekam ich es nicht mit Sonne. 







Danach wollte ich von der lauten Straße weg und lief in den Victoria Park. 300 R Eintritt für nicht Einheimische. Die haben sich aber auch gelohnt. Ein Ort der Ruhe und Entspannung. Nur wenige Menschen dort und viele hübsche Blumen und alles war sehr gepflegt.
Ich lief entspannt durch den Park und danach weiter zur Pferderennbahn, wo daneben auch noch dem Sri Lankischem Nationalsport "Cricket" nachgegangen wurde.
Ja richtig gehört, so ein winzig kleiner Ort hat 2 Golfplätze und eine Pferderennbahn und unzählige schicke, im englischen Stil erbaute Hotels, die eine Übernachtung zu gepfefferten Preisen anbieten.
Mir wurde berichtet, dass zum Sri Lankischen Neujahrsfest, was hier erst in 2 Wochen ist (ich bin quasi noch im Jahr 2015, was irgendwie verrückt ist..."zurück in die Vergangenheit"), alle Sri Lanker (???) nach Nuwara Eliya kommen und die Hotels schon Monate vorher ausgebucht sind. Scheint ja eine riesen Sause hier zu werden.


Ich lief wieder zurück auf der Suche nach der Kirche, vorbei an den beiden Golfplätzen, dem berühmten Grand Hotel und anderen vornehmer Anwesen. Im Viertel wo die Kirche lag war es dann wieder typisch asiatisch. Stickige kleine Gassen, furchtbarer Verkehr, Händler die ihre Waren auf dem Boden ausgebreitet anboten. Welch absurdes Konstrukt. Einerseits englische Vornehmheit und andererseits das asiatische Chaos. Ein Ort der Gegensätze. Die Kirche war dann wenig spektakulär außer der Tatsache, dass es in einem asiatischen Land überhaupt eine Kirche gab. Alles Relikte aus der Englischen Kolonialzeit.

Da ich bei mir um die Ecke einen großen Supermarkt gesehen hatte, kehrte ich dort ein und holte ein paar Snacks und guckte mir mal einen Sri Lankischen Supermarkt an, denn bisher war ich nur in so winzigen "Spätis" einkaufen. Dort gab es tolles Obst und Gemüse, frischen Fisch und riesen große Behälter mit Gewürzen. Ich nahm mir für zu Hause auch einige verrückte Gewürze mit, da diese bei uns ein Vermögen kosten würden.


Danach ging ich mit meinem Lunchbeutel wieder in den Victoria Park, der inzwischen total voll mit Einheimischen war und setzte mich dort auf die Wiese um ein paar der wenigen Sonnenstrahlen zu erhaschen. Ich saß dort gemütlich bis ich plötzlich von einer Kinderscharr angesprochen wurde. Alle ganz fein gemacht. Ich denke, dass sich die Leute hier am Wochenende immer etwas schicker anziehen oder vielleicht war schon wieder ein besonderer Tag. Bei den vielen Gottheiten hier wird ja ständig gefeiert. Die kleinen hauten mir alle englischen Worte entgegen die sie kannten, freuten sich ihres Lebens und posierten zum Abschluss noch für ein Foto.





Europäisch asiatische Völkerfreundschaft. Schön zu sehen, dass Kinder auf andere zugehen ohne jegliche Angst oder Vorurteile
Blick auf den höchsten Berg Sri Lankas Pidurutalagala 2534 m



Inzwischen regnet es draußen übrigens mal wieder. Scheint im Hochland normal zu sein.











Als die Sonne dann komplett weg war und es richtig frisch wurde, schlenderte ich langsam wieder zum Hotel zurück, wo ein Hotelangestellter dann kurz darauf an meiner Tür klopfte weil er wissen wollte wann ich frühstücken möchte. Mir war bis dato nicht mal bewusst, dass ich überhaupt Frühstück gebucht hatte. Umso besser.

Hier sind auch nur noch 15°C und ich friere. Ich habe schon eine lange heiße Dusche genommen um mich aufzuwärmen und liege nun mit meiner Jacke im Bett und habe meine Weiterfahrt geplant. Eigentlich wollte ich ja noch nach Kandy aber da mir heute wieder von Touristen erzählt wurde, dass Kandy eine unschöne Großstadt ist, habe ich mich entschieden gleich nach Colombo zurück zu fahren bzw. dann nach Negombo. Ich habe mir für die letzten zwei Nächte ein Guesthouse mit Meerblick gebucht um mich nochmal so richtig aufzuwärmen bevor es zurück ins kühle Deutschland geht.

Song: Placebo - English Summer Rain

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