03.04.2016 - Sri Lanka - Negombo:we are the reckless, we are the wild youth

Ich sitze gerade bei einem angenehmen Lüftchen und einem kalten Gingerbeer auf dem Balkon meiner letzten Unterkunft. Der Weg dort hin war lang und hart...

Ich konnte die Nacht vor Kälte nicht schlafen. Ich hatte im Bett meine leichte Steppjacke an um nicht ganz zu erfrieren, denn draußen waren 9 Grad und die Fenster hier kann man sich nicht wie bei uns vorstellen. Sie sind nicht dicht und das Fenster ist quasi immer ein Stück offen, dementsprechend war es arschkalt im Zimmer. Zu Hause sind 9 Grad ja keine große Sache aber da sind die Fenster auch zu, die Heizung ist an und ich habe ein richtiges Bett und nicht nur ein Laken. Außerdem hatte sich mein Nachbar scheinbar den Magen verdorben, denn aller Stunde hörte man ein grauenvolles Röhren im Nachbarzimmer.

Um 8 gab es Frühstück und das war richtig gut sofern man "Fleischfresser" gewesen wäre. Es gab schon fertige Türmchensandwiches. Toast, Gemüse, Toast, kleines Hähnchenfleisch, Toast. Ich aß den oberen Teil ab. Dazu gab es einen frisch O- Saft, Papaya, Banane und natürlich einen englischen Tee. (da komme ich ja irgendwie überhaupt nicht ran)

Als ich fertig gegessen hatte, ging ich halb 9 auf den Markt um eine günstige Fahrgelegenheit zum Bahnhof zu finden. Ein Tuk Tuk brachte mich für 500 R und hielt nochmal kurz an der Post an damit ich sie auch mal im Sonnenschein fotografieren konnte. Der Weg zum Bahnhof zog sich ganz schön die Serpentienenstraße lang. Das kam mir gestern gar nicht so weit vor aber da hatte ich meine Zeit ja mit Quatschen verbracht.

Am Bahnhof angekommen war es schon ganz schön voll. Ich Doofchen machte dann einen schwerwiegenden Fehler und stellte mich an den Schalter ohne Sitzplatzreservierung an. Es gab noch 2. Klasse Tickets für gerade mal 290 R für eine Strecke von über 200 km und 6-7 h Fahrt. Was ein Schnäppchen. Das teure scheinen demnach die Sitzplatzreservierungen zu sein.(Ich hatte irgendwas von 1600 R gelesen) Der Zug kam und es gab nur 3 Waggons zweiter Klasse ohne Reservierung und die waren schon gut gefüllt, sodass es natürlich keinen Platz mehr gab. Ich setzte mich auf den Boden und ärgerte mich über mich selbst. Nach einer halben Stunde hatte ich dann das absolute Glück des Tages und eine Gruppe Japaner stieg in der Pampa aus, sodass genau ein Platz frei wurde. Zwar nicht am Fenster aber immerhin am Wagenanfang, sodass man ein bisschen mehr Beinfreiheit hatte und ich meinen Koffer sogar vor mich stellen konnte (bin einfach zu schwach, das Ding immer in die hohe Gepäckablage zu heben). Neben mir saß eine mega ruhige schlanke Japanerin, mit der ich auch echt Glück hatte, denn sie nahm wenig Platz weg, stank nicht und hatte nicht das Bedürfnis nach großen Gesprächen.

Die ersten 3 h der Fahrt waren toll. Der Zug war zwar recht voll aber kein Gedränge. Eine Gruppe hatte eine Trommel dabei und sie sangen und musizierten die ganze Zeit, sodass mein Fuß immer mal mitwippte. 
Die Verkäufer gingen wieder durch den Zug um Wasser, Popcorn, Früchte oder Frittiertes zu verkaufen. Das dort gekaufte Essen wurde in kleine gebastelte Papiertüten gepackt, die zum großen Teil aus alten Schulheften bestanden. So lies sich immer mal eine Rechenaufgabe oder ein Aufsatz auf den Tüten erkennen. Die Stimmung war gut. Sogar die Zugtoilette musste ich aufsuchen und muss sagen, dass ich an deutschen Autobahnraststätten schon viel schlimmere Toiletten gesehen hatte.

Ich machte ab und an mal ein Foto der Landschaft durch die offene Tür, wo ein Mann mit enormen Bauch stand, der mir aber immer kurz Platz machte zum fotografieren. Die Landschaft war wieder genauso wundervoll wie den Tag zuvor. Grüne Teeplantagen, kleine Bahnhöfe, Dörfer, Berge und "das Bergmädchen" schnaufte wieder fröhlich die Berge rauf und runter. 








So hätte es weitergehen können....tat es aber nicht.

Eine Stunde vor Kandy füllte sich der Zug enorm und es herrschte Gedränge auf den Gängen. Ich dachte ja, dass es in Kandy einen großen Passagierumschwung geben würde. Die meisten würden aussteigen, ich würde den Fensterplatz der Japanerin bekommen und ein paar würden wieder einsteigen. Wunschvorstellungen! Die Realität sah grauenvoll aus, denn es stieg fast niemand aus, dafür aber Massen ein und die Japanerin wollte auch nach Colombo. Der Zug hatte sich inzwischen in der Mittagshitze ordentlich aufgeheizt und es wehte kein Lüftchen. 

Die Gänge wurden immer voller und zu allem Überfluss stellte sich der dickbäuchige Mann, der vorher in der Tür gestanden hatte, genau an meinen Platz. Bauch ungefähr auf Höhe meines Kopfes und er hakte sich oben in den Haltegriffen fest und schwang bei jedem Ruckeln des Zuges seinen Bauch immer vor und zurück. Ich hatte also ständig einen Bauch im Sichtfeld und fühlte mich reichlich bedrängt. Also heiß, stickig und mega eng. Mir ging es gar nicht gut. Zum Glück kam immer mal ein Verkäufer mit kaltem Mineralwasser vorbei wo ich mir im Laufe der Fahrt 3 Flaschen kaufte um mein Blut etwas runter zu kühlen, denn ich hatte inzwischen arge Kreislaufprobleme. Ich nahm sicherheitshalber noch einen meiner Reisekaugummies.

Ich war so froh, dass ich meine Reiseroute so rum geplant hatte und nicht erst in Richtung Hochland gefahren war. Denn so eine Fahrt am Anfang kann einem den Urlaub schon versauen. Aber jetzt zum Ende hin war es ok. Ich weiß nicht ob der Zug immer so voll ist oder ob es daran lag, dass Sonntag war.

Bis Kandy waren es ca. 100 km und von Kandy nach Colombo auch nochmal 100. Wir hatten aber bis nach Kandy schon 4 h gebraucht und ich befürchtete, dass es nochmal 4 h dauern würde aber zum Glück waren es nur 2,5 h. Viel länger hätte ich es aber auch nicht ausgehalten. Ich war klatschnass geschwitzt. Meine 3 Flaschen Wasser waren alle. Mein Rücken und Hintern taten weh. Ich wollte nicht mehr.
Das war der Punkt an dem ich beschloss - koste es was es wolle, ich fahre nicht noch mit dem engen Bus nach Negombo von dem ich nicht mal genau weiß wo er los fährt, ich frage einen Tuk Tuk Fahrer ob er mich nach Negombo fährt. Ich bezahlte ca. 23€ für die 40 km. Nicht gerade wenig aber egal. Ich wollte nur noch ins Guesthouse und duschen.

Mein Fahrer hatte scheinbar ein paar mal zu oft "The fast and the furious" gesehen, denn so schnell und rasant hatte ich noch keine Tuk Tuk Fahrt erlebt. Erst ging es im überfüllten Colombo durch Nebenstraßen die eher Feldwegen glichen und auf der Hauptstraße sprang er immer von der linken zur rechten Spur und zurück und hupte alles an was zu langsam war. Dabei zeigte er mir noch einige "Sehenswürdigkeiten" wie das Sri Lankische Gericht, den Fluss oder den Flughafen. Außerdem hatte er ein Gästebuch wo sich jeder seiner Fahrgäste verewigt hatte. Ich sollte das auch. Er erzählte mir, dass hauptsächlich Deutsche auch so weite Strecken mit dem Tuk Tuk fahren weil sie weniger ängstlich sind. Ein bisschen ängstlich war ich bei dem Tempo dann aber schon zumal ich gerade meinen ersten Verkehrsunfall gesehen hatte. Einen Fahrer sah ich nicht aber ein Moped war von einem LKW überrollt wurden und sah nicht mehr gut aus. Ich will nicht wissen wie der Fahrer aussah. Bei meiner Fahrt ging aber alles gut und ich kam an meinem an der Strandstraße liegenden Marine Guesthouse (ca. 18€ ohne Frühstück)an. Mit Balkon und Meerblick. Das Meer sehe ich wegen der Häuser auf der anderen Seite aber eher nicht. Das Guesthouse hat 9 Zimmer und es scheinen fast nur Deutsche hier zu sein.
Das Zimmer ist mal wieder schön groß und so nen Balkon ist schon eine feine Sache.






Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, ging ich den kurzen Weg vor zum Strand. Ich hatte schon gelesen, dass der Strand hier sehr vernachlässigt worden sei und oh ja, das war er. Man musste aufpassen, dass man sich nichts eintrat. Überall im Sand verstreut lag ein bisschen Müll. So etwas kannte ich gar nicht von den Traumstränden im Südwesten. 

Ich kam gerade richtig zum Sonnenuntergang und steuerte so ziemlich die einzige Beachbar hier an, die ganz gute Bewertungen bei Tripadvisor hatte. Warum verstehe ich allerdings nicht. Ich muss da auch mal noch eine Bewertung zu machen, denn bis auf die Musik und die tolle Lage war das Ding nicht gerade der Kracher. Die Preise waren so hoch wie ich sie bis jetzt in keinem der anderen schöneren Urlaubsorte hatte (ein Cuba Libre der sonst immer so um die 500 R gekostet hatte sollte hier fast das doppelte kosten) und alles was ich bestellen wollte gab es nicht mehr.
Ich bestellte dann einen Mangosaft und vegetarische gebratene Nudeln. Stattdessen kam ein Mangolassi und die Nudeln waren so ganz kleine dünne kaum gewürzte und lediglich gekochte Reisnudeln wo auch noch Ei mit drin war. Außerdem kam mal wieder noch eine recht hohe Service Charge dazu die nirgendwo ausgewiesen war. Ich machte, dass ich schnell dort weg komme und lief vor zur Straße um zu gucken ob alle Restaurants hier so teuer sind aber nein, dieses lässt sich offensichtlich seine Lage bezahlen.

Ich ging nochmal in einen kleinen Supermarkt gegenüber vom Guesthouse, holte mir ein leckeres Gingerbeer (sowas wie Gingerale nur stärker) und chille nun auf dem Balkon.

Es ist schön zu wissen, dass ich morgen den ganzen Tag faulenzen kann, denn hier verpasse ich nichts. Außerdem kann ich mir jetzt schön mein letztes Geld einteilen um am Ende nicht zu viel oder zu wenig übrig zu haben.

Song: Daughter - Youth

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